Berichte von 09/2019

Von Seen, Seen und natürlich Seen

27Sept2019

Hello again! Da bin ich wieder, nach einer Woche Jubel, Trubel, Heiterkeit und einem sehr bunten Unterhaltungsprogramm mit unseren zwei Stargästen aus dem fernen Hannover lasse ich die letzten Tage nun Revue passieren und tippe munter drauf los. 

Aber erst einmal von vorne: Am Freitag, den 27. September war es nach zwei besuchsfreien Wochen wieder soweit und es kündigten sich zwei Ehrengäste an, die unser Auslandssemester auf jeden Fall sehr bereichtert haben und uns aus dem beginnenden Winterschlaf wieder vor die Türe gelockt haben: Marvins Bruder Dustin und dessen Freundin Anette, die eigentlich Dania heißt, landeten Freitag Abend in der finnischen Hauptstadt. Einen Tag später holten wir die beiden am Bahnhof in Tampere ab und dann ging es auch schon zum einzigen geöffneten Mietwagenverleih am Flughafen in Tampere. Mietwagen, hä, die haben doch ein Auto? Ja, absolut richtig, wir haben Allegra. Aber ohne Schlüssel hilft uns die beerenfarbige Kampfkiste nur sehr wenig. Uns ist da nämlich so ein mittelschlimmes Missgeschick geschehen. In der Woche zuvor haben wir nach einem Treffen mit den anderen mit Entsetzen festgestellt, dass der Autoschlüssel nicht mehr da ist. Nach zwei Tagen der verzweifelten Suche, Hin- und Hergerenne im Shoppingcenter, dem Abtelefonieren sämtlicher Fundbüros und nervlichen Belastungsproben, kam die Erkenntnis, dass der Schlüssel wohl weg ist und wir ihn so schnell nicht wiedersehen würden. Lange Rede, kurzer Sinn: Allegra wurde abgeschleppt und ruhte nun für die letzen beiden Wochen vor unserer Wohnung, konnte dabei zusehen, wie die Blätter ihre Farbe wechselten und uns dabei beobachten, wie wir mit dem neu erworbenen Busticket zur Haltstelle hechteten. Deshalb war die einfachste Alternative einen Mietwagen zu organisieren, um mit unseren lieben Gästen auch die Umgebung unsicher machen zu können. Und siehe da: der Leihwagen war auch eine A-Klasse von Mercedes, nur halt brandneu, amg und Automatik; sprich ein großes und teures Upgrade, das es aber allemal wert war!

Zurück vom Sixtschalter am Flughafen, brachten wir Dustin und Dania in unsere heiligen Hallen hier in Lukonmäki und zeigten ihnen den großräumigen Flur, der von nun an für eine Woche deren Übernachtungslager sein sollte. Danach waren wir alle noch einkaufen, um die Vorräte für die Woche zu ergattern. Nachdem wir den völlig entgeisterten Blick der Kassiererin wieder ausweichen konnten und verwundert auf die 4 viel zu vollen Tüten schauten, wurden uns zwei Dinge klar: 

  1.  Wir würden unter gar keinen Umständen verhungern können.
  2.  Hungrig einkaufen zu gehen, ist wirklich keine brilliante Idee.

Dann machten wir uns auch schon daran ein deliziöses Pizza-Menü zu zaubern. Kaum war die Pizza verschlungen, befanden wir uns im akuten Fresskoma und Bett schien eine sehr sinnvolle Idee und Dania, die nebenberuflich Siebenschläfer ist, war dann auch nach zweieinhalb Minuten im Tiefschlaf - machen wir uns nichts vor, wir drei anderen auch nur unwesentlich später.

Am nächsten Tag setzten wir den Startschuss für unser buntes Wochenprogramm, das wir uns natürlich sorgfältig zurecht gelegt hatten und mit den beiden abgesprochen haben. Und was scheint naheliegender als eine Tour zu diversen Seen im Umkreis von Tampere? Na eben, gar nichts, hier kann man schließlich kaum einen Kilometer zurücklegen ohne dabei an 1-13 Seen vorbeizukommen und deshalb entschieden wir uns für gleich mehrere. Von Rauhaniemi, was im Norden von Tampere direkt an einem der beiden großen Seen liegt, waren wir ganz besonders beeindruckt. Die Aussicht war nämlich wirklich wirklich schön - sogar so schön, dass Dustin sich kurzerhand seiner Kleidung entledigte und in das menschlich kaum vertretbar kalte Wasser hüpfte... Entwarnung, er ist sicher wieder an Land gekommen, ohne Erfrierungserscheinung, nur die Gänsehaut hat er bestimmt bis heute noch. Nach dem kurzen Badespaß schossen wir noch ein paar Bilder von den herbstlichen Finnland-Impressionen und fuhren weiter nach Pispala. Dieser Ortsname muss einem natürlich nichts sagen, von dort aus hat man dennoch einen phänomenalen Blick auf die beiden großen Seen. Zu meiner großen Freude befindet sich an diesem Aussichtspunkt auch ein Spielplatz mit Schaukeln und nach 100 Mal hin und her schwingen, war ich dann auch wieder bereit für die Weiterfahrt. Nach dieser Miniversion von Roadtrip und dem ausgiebigen Begutachten der umliegenden Seen fand der Tag dann auch sein Ende und wir waren schon ganz gespannt auf den nächsten Tag und hofften inständig auf mehr als 3 Grad - und damit meine ich nicht die Wassertemperatur, sondern die der Luft.

Lauter Nice LeuteSee & SeefreundeRauhaniemi, was bist du doch schön!Es herbstelt.Man mag es ihm und uns vielleicht nicht ansehen, aber der Stein hatte mit Sicherheit Minusgrade. Kalt ist gar kein Ausdruck.Sieht man, dass wir großen Spaß hatten?

 

Es waren ja noch nicht alle Seen besichtigt, noch nicht alle Bäume umarmt und nicht alle Enten persönlich begrüßt und von daher entschieden wir uns am Montag für eine neue Runde "Selfies am See". Location des Tages war diesmal Hätänpään Puisto - man gewöhnt sich übrigens an die viel zu vielen Äs mit der Zeit. Dort kann man sich nicht nur an den Wäldern und Fußgängeralleen erfreuen, sondern hat auch einen mega Blick auf die Skyline von Tampere:

HerbstimpressionenFinnland = viel zu viele Äs, Seen, Wald, Kalt.Wo der Himmel auf Wasser trifft.D&DI like you.Das, wo wir alle nett schauen sollten.Kurzer Wetterumschwung in Grau-Weiß-Tönen.

 Als wir so am See entlang spazierten, standen wir dann überraschenderweise im botanischen Garten! Und wer hätte es gedacht, die Kombination aus Wind, Regen und gelegentlich Sonne, dazu kalte Temperaturen und das Treiben von Eichhörnchen und Enten scheint den finnischen Pflanzen gut zu tun. Wir sind dann noch eine Weile entlang der angelegten Beete, über die kleinen Brücken über den Teichen und am Seeufer entlang gelaufen, bis der Regen uns wieder in Richtung Auto trieb. Ach, was waren die ersten Tage mit D&D doch schön und so abenteurlich noch dazu! Übrigens haben wir es gar nicht mitbekommen, wann sich die Blätter dazu entschieden haben das Grün abzulegen. Wir wissen jetzt nur eins: Es ist kalt. Ach ja und dass die Landschaft auf einmal in ihrem Herbstgewand erstrahlt und die Temperaturen sich schon sehr in Richtung Winter entwickeln. Zumindest für unseren Geschmack; erzählt man den Finnen, dass man friert, lachen diese nur kurz auf und auf das Schnauben folgt: Dann wisst ihr ja gar nicht, was Winter bedeutet. Das kann ja heiter werden ... oder eben auch eisig. 

Bilderbeweise, dass wir tatsächlich Spaß hatten, werden im Folgenden geliefert:

 Die Kamera liebt uns.Ha, was hamwa wieder jelacht.

Ach, dat war wat schön.

Der aufmerksame Leser denkt jetzt, aber jetzt ist es doch erst Montag, was haben die denn sonst noch so gemacht. Einiges, also seid gespannt! Fortsetzung folgt...

Zwischen Luchsen auf dem Eis und Schuhen im Wasser

20Sept2019

Andere Länder, andere Sportarten. 

Ganz im Sinne unserer Versuche der kulturellen Anpassung und der Finnischwerdung, ging es für uns am Freitagabend mit der Gruppe Austauschstudenten und den beiden Tutorinnen ins Eisstadion in Tampere um das Eishockey Match Ilves vs. Kärpät anzuschauen. Ilves heißt auf Finnsich übrigens Luchs und damit wäre auch das Wappen und Maskottchen des Teams schnell erklärt. Leider unterlag das Home-Team, also die Luchse, am Ende dann 1:3 gegen die Tabellen-Zweiten. Das gerade erst aufblühende Fanherz musste also schon die erste Niederlage einstecken.

Das war auch mein erstes Eishockey-Spiel überhaupt und dementsprechend hatte und habe ich keinen Überblick über die Regeln dieses schockierend gewaltsamen Sports und war des Öfteren irritiert, ab wann nun von besonderer körperlicher Härte, sprich Foul, die Rede ist und was als völlig in Ordnung durch geht. Sah alles nach Schmerzen aus für mich, aber die Jungs sind absolut hart im Nehmen, das steht fest. In den Pausen berichteten mir Alex und Domitille von ihrem Zooerlebnis in Helsinki, von welchem ich hier ja bereits geschwärmt habe, der andere Deutsche hüllte sich in Schweigen und saß ganz am Rand mit seinem Handy in der Hand und Clémence war offensichtlich ins Gespräch mit den beiden finnischen Mädels vertieft. 3 Pausen, 5 zerbrochenen Eishockeyschlägern, 4 Toren und gefühöt 45 Fouls später ging es nach diesem kleinen Highlight dann zurück in die warmen Wohnungen, auf dem Weg brachten wir noch Anni, Viivi und Clémence nach Hause, Allegra ist nunmal auch ein tolles Gefährt, mit dem jeder das Vergnügen haben möchte.

 

Nachdem wir uns dann am nächsten Morgen-Vormittag, man bezeichne es, wie man wolle, aus den Jogginghosen geschält haben, war Shopping angesagt. Keine Sorge, nicht schon wieder Klamotten, sondern ganz normales Einkaufen in einem Supermarkt, denn: die Vorräte waren verbraucht, der Magen leer, die Augen groß und der Geldbeutel schon bald um einiges leichter oder leerer. Da das Wetter so schön war, schlug der ideenreiche Marvolo vor, dass wir doch auch an einen See fahren könnten - es gibt hier ja ein paar - wenn wir uns doch schon mal für die Öffentlichkeit präsentierbar herausgeputzt hätten. Gesagt, getan. Kurze Zeit später standen wir am Ufer des Kaukajärvi. Obwohl der Blick auch wirklich schön war und der See überraschend einladend wirkte, hinderten uns die frisch und knackigen 6 Grad daran ins Wasser zu springen und so mussten eben die Schuhe hinhalten. Im Gegensatz zu den hartgesottenen Finnen, die vom Steg aus immer wieder in den See hüpften und sommerliche Impressionen darboten. Direkt am Steg war allerdings eine öffentliche Sauna und bei 90 Grad kommen 6 Grad natürlich wie gerufen... Nach einem kurzen Geplansche unsererseits, saßen wir noch eine Weile am Steg und unterhielten uns über alles Mögliche (so wie immer eben). Auf jeden Fall, bin ich sehr froh, dass der Marvolo und ich das hier gemeinsam machen und wir Finnland gemeinsam unsicher machen können. An dieser Stelle: Gracias, kiitos and hauska tutustua, lobito favorito!

 

Wer sich hier bereits gefragt hat, wie denn die finnische Wetterlage Ende September so ist, dem liefere ich nun die Antwort: Wir erfreuen uns gerade an den 6-10 Grad, erquicken uns an den stürmischen Regenschauern zwischendurch, schauen den Bäumen beim Blattfarbenwechseln zu und klappern klangvoll mit den Zähnen. Spaß beiseite, es ist ja nun auch schon Ende September und damit auch ganz offiziell Herbst im hohen Norden: Uns dürfen also die kleinen Zehen einfrieren und der Wind durch die ondulierten Haare wehen. Aber lieber Winter, falls du das hier liest, bitte komm noch nicht in 3-4 Wochen vorbei, sondern lass dir noch etwas Zeit!

Und damit Moi moi (oh ja, richtig gesehen, neue finnische Vokabel: Tschüß zu deutsch) und bis zum nächsten Mal!

 

Lost in Translation oder das Leben als Pfadfinder

18Sept2019

Tampere Challenge und Orienteering Game klingt ja erstmal gut und da wir die erste Schnitzeljagd durch Tampere verpasst haben, waren wir ganz gespannt auf den Beginn unserer Pfadfinderkarriere! 

Die Tampere Challenge war im Grunde ein Spiel, bei welchem jedes Team eine Stadtkarte mit markierten Zwischenzielen in die Hände gedrückt bekam und kurz darauf stürzten sich auch alle teilnehmende Gruppen auf die einzelnen Stationen, um dort die verlangten Fragen zu beantworten oder Aufträge zu erfüllen, um Punkte zu sammeln und sich somit einen Platz auf dem Siegertreppchen zu sichern. Unser Team bestand aus Marvolo, Domitille, Alexandre und mir und was soll ich sagen - wir haben nicht gewonnen. Der Gesprächsfluss ist noch in Arbeit - bislang ist es ein wilder Mix aus Französisch und Englisch, Übersetzungs- und Ausspracheversuchen, Ausfragerunden, Sprachvergleichen und Vokabelerklärungen. Da geht die ein oder andere Rückfrage schon mal unter, Alex ist das ein oder andere Mal verwirrt in welcher Sprache, er denn jetzt kommunizierern möchte und Domitille hüllt sich in charmantes, französisches Schweigen und überlässt es dem Rest. Insgesamt kommen wir aber sehr gut miteinander aus und hatten einen sehr unterhaltsamen Tag zusammen. 

Bei flotten 10 Grad um 16:00 Uhr ging's los und so klapperten wir die einzelnen Stationen ab und hatten dabei mehr als nur ein Mal die Gelegenheit unsere schauspielerischen Talente und Improvisationskünste unter Beweis zu stellen und die Punkterichter erblassen zu lassen. Letzteres könnte auch an der Kälte gelegen haben, wie dem auch sei... Auf jeden Fall haben wir uns vor dem Spiel zwar ein, zwei Gedanken gemacht, was uns da so erwarten würde: Fragen rund um das Leben in Tampere, vielleicht eine athletische Einlage oder so, dass wir jedoch ganze Theaterstücke erfinden, einen eigenen Song mit dazu passender Choreografie kreieren und mit Eiern im Mund Quizfragen beantworten sollten, wäre selbst uns Füchsen nicht eingefallen. Obendrein hatten wir noch etwas die Zeit im Nacken, da wir um 18:15 ja ganz brav zur Vorlesung erscheinen wollten. Nachdem wir ungefähr die Hälfte der Stationen besucht hatten, machten wir uns im Stechschritt auf in Richtung Uni, die ungefähr 20 Gehminuten entfernt lag und welche wir um 18:06 Uhr mustergültig pünktlich erreichten. Unser Plan war es nach der dann doch überraschend zähen Lektion zur finnischen Geschichte zum Endpunkt des Orientation Games zu laufen, um dort einen bildschönen Aufnäher zu bekommen, der zugleich Eintrittskarte für die After Show Party war. Nach einem kleinen Imbiss in Hessburger, waren wir dann auch ready for the party und machten uns auf zum Club, in dem auch schon die Ice Breaker Party vor 4 Wochen stattfand. 

Ob Finnen so richtig wissen, wie man Partys feiert oder Stimmung verbreitet, sei an dieser Stelle offen gelassen. 15 Minuten nach unserer Ankunft saßen beinah alle Partygäste auf dem Fußboden und widmeten sich leidenschaftlich der Runde Bingo, die von einem für seine Bingo-Begeisterung viel zu jungen Herren aus der Uni moderiert wurde. Nach dem Bingo stand dann die gepflegte Runde Gespräche - immer noch auf dem Boden sitzend - an und wir standen, Betonung auf standen, immer noch und warteten auf den Beginn der Party. Übrigens stellten wir fest, dass die sitzenden Finnen alle Erstsemester waren und wir offenbar inmitten deren ersten Party standen, Betonungn immer noch auf standen. Auf alle Fälle haben wir den Moment verpasst an dem die gediegene Abendgesellschaft in ein finnisches Rockkonzert umschwänkte, aber auf jeden Fall war dann Stimmung in der Bude. Zwar waren wir alles andere als textsicher, aber zumindest hatten wir Spaß und so klang der Abend dann auch gelungen aus. Ach genau, eine Siegerehrung gab es auch, darauf möchte ich nur nicht näher eingehen. Der Schock sitzt noch zu tief, dass unsere Performances und wirklich virtuosen Einlagen offenabr nicht auf restlose Begeisterung stieß. Der Anruf aus Hollywood blieb bisher auch aus, vielleicht war Finnland noch nicht bereit für unser Talent. 😉

P.S. Pfadfinder ist eine Karriere, die ich ab jetzt ausschließe für meinen weiteren beruflichen Werdegang.

 

L'amitié franco-allemande auf ner Erstparty in Finnland...

my sister is better than yours.

10Sept2019

Viele tolle Dinge beginnen mit G. Gänseblümchen, zum Beispiel, oder Glück, Geigenmusik, aber auch Glühwürmchen. Oder halt eben Gloria und damit willkommen zu einer neuen Wochenrevue, dieses Mal in der Hauptrolle: meine kleine Schwester Gloria, die sich zu meiner großen Freude dazu entschlossen hat, an die Woche mit der Familie noch weitere 7 Tage im schönen Finnland dranzuhängen und unser WG-Leben zu bereichern. 

Nachdem wir uns von unseren Eltern und Tante&Onkel verabschiedet haben, weil diese sich nach der schönen Woche hier auf die lange Rückreise ins ferne Bayern machten, ging es für uns auch schon in unser auserkorenes Lieblingsshoppingcenter, den Citymarket, und machten uns erstmal auf die Suche nach Speisen und Getränken unserer Wahl und füllten somit den Kühlschrank und die Schränke für die bevorstehende Woche zu dritt. Am nächsten Tag waren Marvolo und ich ja noch kurz verpflichtet einen unserer drei heißgeliebten Unikurse mit unserer Anwesenheit zu beehren. Drei Blicke aufs Handy und zwei Heftseiten voller Mitschriften später war die Vorlesung auch schon wieder vorbei, wir eilten mit Allegra zurück in unsere Traumwohnung und packten die Badesachen zusammen und die Gloria ein und fuhren gen See. Denn das gute Wetter musste genutzt werden! Unterwegs hielten wir kurz an, um uns mit Picknick-Material auszustatten und eine halbe Stunde später waren wir in der Nähe von Kangasala an einem sehr sehr schönen See. 

Und die Idee diesen sonnigen Tag am See zu verbringen hatten noch eine handvoll weitere Leute, für finnische Verhältnisse quasi eine Massenveranstaltung mit unkontrollierbaren Ausmaßen. Unter den weiteren Gästen sind zwei hervorzuheben: Da wäre zum einen eine Kanutin, die mit ihrer gelben Weste stoisch im Kreis paddelte, dabei laute, gar animalische Schreie ausstieß und mit einem eingefrorenen Killerblick und breitem Grinsen auf ihren Runden jedes Mal erst direkt auf uns zu fuhr, bevor sie dann gekonnt bremste und gerade noch die Kurve bekam, um eben nicht die Sprungturm-Plattform zu rammen, auf welcher wir uns befanden. Nach etwa einer viertel Stunde hatten wir uns an ihr sonderbares Verhalten gewöhnt und wussten, wie man ihrem unauffällig Killerblick auswich... Und dann wurde es noch viel eigenartiger. Denn auf einmal fanden zwei sichtlich angetrunkene Finnen den Weg auf "unseren" Steg und die Dame riss sich völlig ungeniert die Klamotten vom Leib. Also erst das Blüschen und dann die Leggings. Abgesehen davon, dass das Schwimmen in eiskaltem Wasser in Kombination mit Alkohol oder anderen bewusstseinserweiternden Mittelchen vermutlich weniger empfohlen wird, ist auch das Nacktschwimmen und die Totemann-Stellung an der Wasseroberfläche definitv besorgniserregend. Aber wir woll(t)en uns ja nicht einmischen, die spinnen halt, die Finnen. Weitere Anekdoten zu diesen Ereignissen findet ihr auf Marvolos Blog rentierblog19.auslandsblog.de lesen, den ich ohnehin nur wärmstens empfehlen kann. 

Als die Luft, vielmehr das Wasser, dann rein war, wollten auch wir unsere Astralkörper in die eisigen Fluten stürzen und sprangen más o menos elegant und grazil ins Wasser, aber sehr selbst:

2 der selten gesichteten Nixen FinnlandsWenn sich 3 Meter anfühlen, wie der Sprung in die arktische See im tiefsten WinterMarvolo, der Verschollene.Queen of A*schbomben.Noch ein letztes Selfie vor dem Sprung ins uNgeWIssE.Mein Gesichtsausdruck spricht Bände.

 Unsere Gesichtsausdrücke auf den Bildern sind trügerisch, ich sag's gleich, denn das Wasser war zwar vielleicht wärmer als das am Haus, aber wir sprechen hier immer noch von Wasser in Temperaturen, die es bestenfalls im Kühlschrank oder eben im spätherbstlichen Grönland haben sollte. Aber die Jugend von heute ist ja eh verrückt und deshalb sind wir gleich mehrfach vom 3er gesprungen und haben dabei unsere Lungen und Herzen auf ihre Funktionstüchtigkeit getestet und unseren Überlebenswillen und Reflexe ordentlich gechallenged. Spaß beiseite, es war wirklich kalt, aber was tut man nicht alles für Beweisbilder und seinen unbändigen Waschzwang. Die Sonne war zum Glück sehr warm und so konnten wir an Land auch recht schnell wieder auftauen. Alles in allem, war es ein wirklich schöner Tag in finnischer Idylle und voller spezieller Begegnungen. 

Am Mittwoch haben wir ja bekanntlich unseren stressigsten Unitag. 2 ganze Kurse. Es war also ein großer organisatorscher Aufwand all unsere Pläne unter einen Hut zu bekommen und mit dem eng getakteten Stundenplan zu vereinbaren. Aber wir haben es geschafft ;) Während wir in unserer ersten Finnischstunde saßen, wartete die Gloria ganz brav vor der Türe und als wir wieder vereint waren, machten wir uns auf den Weg ins Ratin Shoppingcenter, da wir ja eine vierstündige Freistunde sinnvoll zu nutzen hatten. Und dort waren wir auch sehr erfolgreich auf Shoppingtour! Mit den Tüten in der Hand gingen wir noch was essen und wurden danach auf dem Weg zur Uni vom Regen komplett durchnässt. Im dritten und letzten Kurs der Woche hatten wir ja knapp 2 Stunden lang die Chance wieder zu trocknen und freuten uns sehr darüber, dass meine Schwester uns Gesellschaft leistete und mindestens so irritiert war wie wir von der Vortragsweise des Dozenten. Am Abend gabs dann natürlich noch eine angemessene Dosis Netflix. 

Und man ist kein richtiger Shoppingsuchti, wenn man sich mit einem Tag Shopping zufrieden gibt. Also war Donnerstag die erneute Chance den Kleiderschrank einmal mehr zum Platzen zu bringen. Im Ratina Shoppingcenter war ohnehin das Shopping Festival, also eigentlich das perfekte Event für uns. Dieses Mal parkten wir Allegra in Uninähe und schwangen uns dann auf die E-Scooter, die in Tampere ein echtes Ding sind, und fuhren ins Stadtzentrum. Das war auch wirklich total cool und macht richtig Spaß! Im Shoppingparadies angekommen, ging es für uns nochmal in den H&M, Zara, New Yorker und wie sie nicht alle heißen und wir konnten unser Shoppinggeld gekonnt ausgeben. Ist auch ein Talent. Zumindest rede ich mir das ein. Und dann muss ich ja noch unbedingt von Candy Town berichten, ein Süßigkeitengeschäft, das absolutes Schlaraffenlandpotential hat und an welchem man defintiv nicht einfach achtlos vorbeilaufen kann, denn das kann man wirklich nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Süßigkeitenmachereikunst oder auch Gummibärwesen sind anerkennenswerte und überaus kreative Branchen, die Aufmerksamkeit verdient haben. Mit den mittelriesigen Tüten und zufrieden mit der Ausbeute ging es dann wieder zurück zum Auto und der Shoppingtag fand ein sehr entspanntes Ende, ihr ahnt es, mal wieder den Streamingservices der Welt, Abendessen und natürlich überaus intellekten Gesprächen. 

Donnerstag und Freitag verbrachten wir dann sehr entspannt, mit kleinen Spaziergängen zum lokalen Supermarkt, im Bett oder in der Küche, mal mit Fernseher, mal ohne, mit einem auflodernden Enthusiasmus für Rätselhefte und einer noch viel bedenklicheren Begeisterung für Trash-TV. Am Samstag waren Gloria, Allegra und ich dann sogar noch einer kleiner Cruise-Tour durch Hervanta und unsere Hood, um mal alles ein wenig zu erkunden und Patrouille zu fahren, versteht sich. Als krönenden Abschluss in Tampere hatte Marvolo die grandiose Idee mal den Pizzaboten zu beauftragen unser Abendessen ohne große Eigenleistung auf den Tisch zu zaubern. Die Pizza war gut, die Gespräche noch besser und wir hatten irgendwann eine gewissen Bettschwere erreicht, dass die Lichter auch ausgingen. 

Wenn's am schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören. Mit anderen Worten: Da war es auch schon wieder Sonntag und der Abflug meiner genetisch besseren Hälfte rückte immer näher. Bevor wir sie aber zum Flughafen Helsinki geleiten würden, haben wir uns überlegt noch einen schönen Tag in der Hauptstadt gemeinsam zu verbringen. Frau Holle war zwar nicht so wirklich auf unserer Seite und schickte uns reichlich Regen und Herbstwind, aber mit der Sonne im Herzen sind wir am frühen Nachmittag im Süden der Stadt angekommen und haben dann schnell festgestellt, dass der Zoo auf einer der 3 kleinen Inseln vor Helsinki liegt. Wie eine Weisheit von Herrn Maffay besagt, muss man ja über sieben Brücken gehen und das haben wir dementsprechend auch gemacht, bzw. wir sind mit Allegra über die Brücken gefahren, um dann vor den Pforten des Tierparks zu landen: 

Hier sehen sie die einzigen Besucher des Zoos.

Und ich denke, ich spreche für uns alle drei: Der Zoo ist wat hübsch! Zwar hatten die Tiere auch nicht so wirklich Lust auf Regentänze und sahen es eher weniger ein ihre Behausungen und Höhlen zu verlassen und sich unseren Fotolinsen zu stellen. Nichtdestotrotz sind wir durch den gesamten Tierpark gelaufen, haben in jedes Gehege und jedes Loch neugierig reingeschaut und selbstverständlich alle Tiere einzeln begrüßt. Und wer hätte es gedacht, neben den einheimischen Tierarten, darunter Rentiere, Elche, Braunbären, Wildschweine, Murmeltiere, Hasen, Eulen und andere Greifvögel, ist Helsinki auch die Heimat von Schneeleoparden, Tigern, Löwen, allerhand Affen, viel zu vielen Reptilien für meinen Geschmack, 756 Pfaus (oder Pfauen?, egal, ihr wisst schon), Bisons, Kamelen, Kängurus, Emus, Skorpionen und Einhörnern - gut, das letzte ist frei erfunden, aber die 756 stimmen. Nachdem wir am Ende unseres Ausflug in die Flora und Fauna Finnlands (und weitaus exotischeren Ländern) auch den Papageien und Waschbären "moi moi", zu deutsch "Servus, pfiati und Tschüssikowski" gesagt haben, standen wir schon wieder auf der Brücke in Richtung Festland oder eben Stadtzentrum Helsinkis. 

Karriere als Weißkopfseeadler ist schon mal safe.Beunruhigende Holzfigur."Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst." - Prometheus (Goethe)Richtiger Fuchs unter den Dachsen.

Du bist nicht du, wenn du hungrig bist - und daher hatten wir eine mittelhelle Erleuchtung und fuhren auf direktem Weg zum wirklich gigantischen JUMBO Shoppingcenter, um meiner Schwester noch ein letztes Mal die kulinarischen Highlights der finnischen Küche zu demonstrieren. Kurzum, der Burger King war schnell gefunden und die Bestellung Nr. 07 auch in wenigen Minuten servierfertig. Lecker war's und dann ging es auch schon zum Flughafen Helsinki-Vaasa. Wir beiden Wahlfinnen haben meine Schwester dann buchstäblich bis zur Sicherheitskontrolle gebracht und konnten nochmal zum Abschied winken. Eine glorreiche Woche ging viel zu schnell vorbei und ich vermiss dich jetzt schon, aber ich bin sooo froh, dass du meine Schwester bist und noch eine Woche länger hier geblieben bist und die Zeit hier im Norden noch schöner gemacht hast! 

Partnerlook vs. Flusslandschaft

Mein allerliebstes Schwesterherz, ma luv, I say gracias for staying one more week with me ♥ See ya in December!

 

Wiedersehen macht Freude!

02Sept2019

Und da war er auch schon ins Land gekommen, der 2. September. Heute war ein ganz besonderer, fett markierter Tag im Kalender, denn wir bekamen hohen Besuch aus der Heimat! Und so rollten die beiden sehnlichst erwarteten Autos recht früh am Morgen auf den Parkplatz unseres Wohnheims und ich bin nach unten geeilt, weil ich mich natürlich ganz außerordentlich gefreut habe, meine Familie wieder zu sehen. Außerdem war heute nicht irgendein Tag, sondern auch der Geburtstag meiner Tante, die sich auch auf den weiten Weg ins ferne Finnland gemacht hatte und aus einem der beiden Autos stieg. In unserer endlos weitläufigen Wohnung haben wir selbtsverständlich keine Kosten und Mühen gescheut und unseren (doch sehr überschaubaren) Esstisch in ein Frühstücks-/Kuchenbuffet verwandelt. Die Wiedersehensfreude war sehr groß und die Vorfreude auf die bevorstehende Woche, die wir alle zusammen in einem Cottage an einem der vielen Seen verbringen werden, war mindestens genauso groß. 

Und schon saßen wieder alle im Auto, diesmal auf dem Weg zu einem Ort, irgendwo im Nirgendwo zwischen Jämsä und Mänttä (nein, die Namen sind nicht ausgedacht). Nach über einer Stunde Fahrt standen wir dann an einem kleinen roten Häuschen mitten im Wald und wollten dort die Schlüssel für unser eigentliches Domizil entgegennehmen und unsere 2,5 Worte Finnisch gekonnt einsetzen. Wir klopften, niemand öffnete uns die Tür, war ja auch das falsche Haus. Naja, ein paar hundert Meter weiter stand dann das richtige Haus oder vielmehr lag die Farm von Marika, der Haus- und Schlüsselbesitzerin und nach wenigen Minuten Smalltalk und der freundlichen Übergabe, erreichten wir das Waldhaus und waren vom ersten Anblick an absolut begeistert! Das Häuschen am See mit seinen zwei Saunas, Whirlpool und Fensterfront mit Blick auf Wald und See war nicht nur ausgestattet für 21 harte Winter und dekoriert mit viel Liebe zum Detail, es hatte sogar Betten mit bequemen Matratzen - ein Luxus, der uns nach ein paar Wochen Wohnheim ungewohnt fremd geworden war... Auf jeden Fall war es eine außerordentlich gute Entscheidung hier unsere Family Woche zu verbringen. Nach einer ersten Versorgungsfahrt im etwas entfernten Supermarkt, grillten wir zur Feier des Tages auf einem der 5 Grills und ließen es uns gut gehen - ein Geburtstagsständchen durfte natürlich auch nicht fehlen. 

• Betty, ich hoffe sehr, dass dir dein Geburtstag in finnischer Idylle genauso gut gefallen hat wie sonst immer am Meer und dass der Zwetschgendatschi in guter Erinnerung bleibt. Es war mir eine große Freude, dass ihr extra angereist gekommen seid und wir deinen Geburtstag, wie jedes Jahr, gemeinsam verbringen konnten! Nächstes Jahr dann mit Blick auf Palmen und Meer, anstatt See, Birken und Zecken •

 

Bäume, dahinter See.Ich, Miss Krummfinger, dahinter Bäume.Unser Ferienhäuschen, dahinter Wald.Auf ins kühle Nass... oder soSee, darin wilden Wolkentreiben.

 Am nächsten Tag hieß es für uns das allererste Mal Uni und deshalb verließen wir mittags die wildromantische Idylle und machten uns auf den Weg zurück in das urbane Treiben Tamperes und eilten zum Unterrichtsraum. Um ehrlich zu sein, verbrachten wir mehr Zeit davor als darin, denn nach etwa 34 Sekunden wurden wir, d.h. alle 7 Austauschstudenten, hochkant aus ihrem Kurs geworfen, da diese nichts in ihrem Kurs zu suchen hatten und Wartelistenkandidaten erst recht nicht. Richtig bemüht und Kingge-konform, die Gute. Naja, somit hatte sich die Fahrt nach Tampere wirklich nicht gelohnt und ich hätte den Tag mit meiner Familie am Haus verbringen können, aber wir haben es nicht geahnt, dass wir so rigoros verbannt werden würden. Die Nacht blieben wir im Wohnhaus, weil am Mittwoch der große Sightseeingtag mit und für meine liebsten Verwandten angesagt war und sie uns vormittags wieder im Wohnheim beehrten. Von dort aus fuhren wir in die Stadt, parkten die Autos und liefen schnurstracks zum großen Ratina Shoppingcenter, wo unserer Meinung nach immer am meisten geboten ist in der Innenstadt. Nach einer kleinen Bummelrunde durch etwaige schwedische Modeketten und andere Geschäfte, fanden wir uns dann in einer kleinen Pizzaria wieder und erfreuten uns an den wagenradgroßen Pizzas, die man uns dort servierte. Wer meine Familie kennt, weiß: Nach dem Essen ist vor dem Kaffee! Also rollten wir satt zum nächsten Café und gönnten uns jeder ein Tässchen und ein, zwei Happen von den Zimt- und Kardammomschnecken - mehr war wirklich nicht mehr drin, denn Völlerei ist schließlich eine Todsünde. Nach diesem schönen Nachmittag im Herzen Tamperes liefen wir zurück zu den Autos und teilten uns auf. Denn Marvolo und ich, wir zwei Musterstudenten, hatten um 18.00 Uhr einen Kurs über die finnische Kultur und Gesellschaft - wir waren sehr gespannt, ob wir dieses Mal geduldet werden würde. Und siehe da, die Dozentin war sogar froh darüber, dass so viele Exchange Students den Weg in den Vorlesungssaal gefunden hatten und somit hatten wir dann tatsächlich drei Wochen später auch mal unseren ersten Kurs an der finnischen Gastuni. Um kurz vor acht stolperten wir dann zurück zum Auto und fuhren in der Abenddämmerung durch Nebelschwaden und schöne, wenn auch mystische Waldlandschaften zurück zu unserem Ferienhaus. Kurz bevor es wieder auf den absolut unbefestigten Waldweg ging, an dessen Ende auch besagtes Hütti lag, hielten wir an einem besonders schönen See an, schossen ein paar Fotos und zogen Grimassen: 

 Schwesterherz am SinierenSee No. 421753Gleiche Gene

 Jetzt konnte unser finnisches Holzfäller-, Pilzesammler-, Angler- und Wildlingleben so richtig beginnen, denn die folgenden Tage konnten wir ganz ohne unnötige Uniunterbrechungen entspannt und gediegen am Cottage verbringen. Abgesehen von ein paar besonders bewegungsarmen Stunden vorm Fernseher haben wir uns ganz ins Abenteuer See und Sauna gestürzt: Mit dem kleinen Fischerboot haben wir den See umrundert und Marvolo konnte seine exorbitanten Gondolière-Fertigkeiten unter Beweis stellen. Der See war nebenbei bemerkt das Hoheitsgebiet zweier Schwäne, von denen wir uns dezent beobachtet fühlten als wir unsere Kreise zogen und durch das dunkle Gewässer schipperten... Nach dem Kolumbus ist vor dem Marco Polo! Und damit meine ich, nach dem Bootfahren ist vor dem Baden. Wir hatten doch tatsächlich die Schnappsidee in den ungefähr 10 Grad kalten See zu hüpfen und es war - Überraschung - saukalt, und mit saukalt meine ich, so kalt, dass sich erst in Zehen und Fingern, dann sofort in Füßen, Waden, Händen und Armen eine unangenehme Taubheit einstellt, sodass sich das eiszapfige Gehirn an die lebensrettenden Schwimmbewegungen erinnern musste, damit wir wieder an die kleine Leiter am Steg zurückgelangten während wir mit unserern erschrockenen Herzen und zusammengezogenen Lungenflügeln kämpften. Das war vielleicht etwas dramatisiert, aber kalt war es trotzdem! Mit der Gänsehaut zusammen ging es dann auf in den Whirlpool und danach direkt in die Sauna, die uns wieder Leben eindampfte. Ach ja, Holzhacken haben wir auch mal ausprobiert, sieht im Fernsehen leichter aus. Und selbstgeangelten Hecht gab es übrigens auch und der war ganz fantastisch (Lob und Gruß an den Meisterkoch und Oberangler, meinen werten Papa). Hach was war das doch für eine schöne Woche...

Die Kamera liebt uns...Auch ein Rücken kann entzücken.Chillimillis am GrilliHorstl beim HolzhackenSee, darin wilden Wolkentreiben.Wir haben ihn nicht gestoßen, er wollte das.

 So ein Ferienhaus am See ist laut Erzählungen einiger Finnen übrigens ganz typisch hierzulande, denn anstelle von Adriaküste und Sommerurlaub am Mittelmeer ziehen die Finnen selbst ihr eigenes Land vor und verbringen in den Sommermonaten, aber auch die Feiertage im Winter sehr gerne und so viel Zeit wie möglich in ihren Waldhäusern am See und genießen die Ruhe und die Natur. Und da haben sie auch völlig recht! Die Sonnenuntergänge und der Seeblick allgemein sind einfach wunderbar und man kann sich gar nicht satt sehen. Lange Rede, kein Sinn; hier sind ein paar Bilder, vielleicht versteht ihr ja dann, was ich meine: 

Einhorntraum.

 

♥ Meine allerliebste Familie, es war mir eine große Ehre und Freude, dass ihr mich hier besuchen gekommen seid und euch nicht von den 2.500 Kilometern Weg bis hierher habt abschrecken lassen. Man hört das ja sehr viele Leute sagen, aber für mich seid ihr die beste Family, die ich mir so wünschen könnte. Thank you, Danke und Kiitos für die bezaubernde und sehr entspannte Woche im Haus am See und vor allem für euren Besuch, den ich wirklich nicht als selbstverständlich ansehe. Wir sehen uns im Dezember wieder und ich freu mich jetzt schon sehr drauf! ♥ 

 

Von zwei Studenten, die nicht studieren durften.

01Sept2019

Dies ist die Geschichte zweier Studenten, nennen wir sie M. und A.*, die sich erhofften im fernen Finnland an der Universität von und zu Tampere studieren zu dürfen. Doch sie hatten nicht mit den bürokratischen und universitären Steinen gerechnet, die man ihnen während ihres Vorhaben in den Weg legte. So blätterten sie noch zuhause durch das gar endlose Kursprogramm der Hochschule und erwählten einige Kurse, die ihre Sinne erleuchten und ihre Köpfe füllen würden. Ha - doch nach ihrer Ankunft strich die Universität all jene Kurse für Lernwillige aus aller Herren Länder und so mussten sich M. und A. losreißen von ihren Vorhaben und einen alternativen Plan aushecken, wie sie doch noch ihre so sehnlichst erwünschten Wissenserweiterungsunterfangen in die Tat umsetzen konnten. Doch es ward schwierig und die Wartelisten lang. Dozenten verständnislos und unwillig. Motivation schwindend und das Erasmusprogramm an seinen Grenzen. Doch aufgeben kam nicht in Frage, so wurden die Kursprogramme erneut durchblättert, rückwärts und vorwärts geplant und überlegt bis die Köpfe rauchten. Und siehe da, ein Ausweg ward entdeckt. Hatten M. und A. doch noch die Möglichkeit am städtischen Bildungsinstitut zwei Stühle anzuwärmen und mit gespitzten Ohren den Worten der mehrwissenden Lehrkörper zu lauschen? Durften sie tatsächlich Studenten sein, so wie es ursprünglich intendiert war? Die Antwort war ja, ja sie konnten Plätze in nunmehr sage und schreibe 3 Kursen ergattern und ja, das ist redlich wenig Präsenzzeit in der Universität, aber zugleich ein großen JA, beide haben ein 5 Tage-Wochenden und damit ein Maß an Freizeit, dass ihnen nach Jahren völlig fremd war. Und so waren beide glücklich, dass sie nun doch ihren geplanten Auftrag als Erasmusstudenten gerecht werden dürfen und die Hallen und Säle der Uni Tampere auch von innen bewundern können und damit an zwei Tagen der Woche auch ein geregelten Tagesablauf haben. Und wenn sie nicht in der Uni sind, dann sind sie wohl zuhause. 

 

- Wir haben uns die Kursplanung und Stundenplangestaltung (um ehrlich zu sein) wesentlich unkomplizierter vorgestellt und waren offenbar zu optimistisch, dass wir unserer gewünschten Kurse und Seminare auch tatsächlich belegen dürften. Nach ungewöhnlich langen Auswahlverfahren und Wartezeiten, hat man uns es jedoch nun gestattet in zwei englischen Vorlesungen zu sitzen und einen Finnish Survival Kurs zu belegen, der den meinigen Finnischwortschatz, der rund 5 Worte umfasst, hoffentlich wesentlich erweitern wird. Und damit Kiitos Yliopisto Tampere, du hast es uns etwas schwer gemacht, uns auch wie waschechte Studenten zu fühlen - aber keine Sorge, wir finden dich trotzdem toll. 

 

 

*Aus Datenschutzgründen wird auf die Angabe der vollständigen Namen der Personen verzichtet. Die Personen und die Handlung des Films sind leider nicht frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden Personen pder Berühmtheiten wären rein zufällig.