Berichte von 11/2019

von finnischer Höhenluft, wildem Gepose und der Kunst des Wartens

30Nov2019

Titanic mal anders

 Und da war es auch schon wieder Samstag und die Heimreise stand an. Um den letzten Tag in vollen Zügen genießen zu können (oder um den Trip als siebentägig deklarieren zu können) wurde uns von der Reiseleitung verkündet, dass wir zwar bis um 10 Uhr die Hütten gesäubert und grundgereinigt verlassen sollten, die Heimreise allerdings erst auf 16 Uhr gelegt war. Das bedeutete also, dass wir 6 Stunden lang das wirklich sehr beschauliche Levi unsicher machen sollten, was sich bei Marvolo und mir wie folgt gestaltete. 

Zuerst sind wir in die Stadt bis zum Skigebiet gelaufen, um uns dort ein Tagesticket für die Gondel zu kaufen, die uns dann wenige Minuten später auf die Bergspitze (und das waren immerhin stolze 500 Meter) brachte. Von dort aus war der Ausblick wirklich der Hammer und wir konnten die schüchterne Sonne beim Aufgehen beobachten. Nach unserer ausgiebigen Fotosession entschlossen wir uns dazu das Museum auf dem Berg aufzusuchen. Nicht etwa, wei wir mehr über Schnee und die Lappen lernen wollten, sondern vielmehr, weil es dort auch ein kleines Café gab, in welchem wir dann auch bis 14 Uhr verweilten. Nach dem wieder mal sehr schönen Sonnenuntergang führte uns unser Magenknurren auf direktem Weg in den Burger King, der eines von ungefähr 10 Geschäften der ganzen Stadt war und wir gaben uns ganz den amerikanischen Speisen hin bis es dann eeeeendlich vier Uhr nachmittags war und wir in den Bus gelassen wurden - dieses Mal saßen wir sogar auf richtigen Plätzen und die zwei Reiseleitungen Veera und Tessa mussten die 12 Stunden Busfahrt auf den VIP-Plätzen direkt an der Windschutzscheibe fristen.

Schneehasennochmal Schneehasenund nochmal SchneehasenHupfdohle und SchneehörnchenKreuzweh und Hexenschuss

 Ich präsentiere: Schnee, Schnee, Schneeeinmal SchneemannEiswald

Die Woche in Lappland war wirklich ein Traum! Auch wenn die Tage wirklich extem kurz waren und die Dunkelheit sehr eigenartig ist, waren die Ausblicke, der ganze Schnee, die Rentiere, die Nordlichter, die verschneiten Wälder und Landschaften überhaupt absolut einmalig und ich bin so froh, dass wir diese Zeit dort verbringen konnten. So haben wir Finnland, glaube ich zumindest, von all seinen Seiten kennenlernen können und ich weiß jetzt genau, was Winter Wonderland wirklich bedeutet: nämlich Lappland. 

Eine Ode an den Schnee

29Nov2019

Ach Lappland, wie schön du bist!

 Unseren freien Freitag, frei deshalb, weil wir keinerlei Aktivitäten gebucht hatten, zog es uns natürlich wieder raus an die frische Luft und den eisigen Temperaturen. -15 Grad klingen ja aber auch absolut verlockend für einen Spaziergang! Und mehr gibt es auch eigentlich gar nicht zu berichten: wir waren draußen, haben uns die Gegend angesehen und Bilder gemacht, die ich natürlich mit Euch teilen möchte: 

Posen ist übrigens meine LieblingsdisziplinWalking in a Winter WonderlandOh the weather outside is frightful...HatschiPustekuchenIdylle hinterm Brückenzaun, 2019Ich hoffe sehr, dass Bäume nicht frieren.

Von Moos für die Rentiere und der Jagd nach Nordlichtern

28Nov2019

Aurora Borrealis - was sind die doch hübsch!

Damit unser einwöchiger Trip ins entlegene Levi auch die obligatorische Touri-on-Tour-Note bekommen konnte, hatten wir uns im Vorfeld für zwei Exkursionen angemeldet und die standen nun an! Am Mittwochabend um 21:00 Uhr war die sogenannte "Aurora Bus Hunting Tour" angesagt, also eine Jagd nach Nordlichtern oder Auroras mit dem Bus. Das gestaltete sich dann wie folgt: Wir stiegen in einen Bus ein, der mit uns eine Stunde lang in eine (mir unbekannte) Richtung fuhr bis wir dann auf einmal aufgefordert wurden den Bus zu verlassen, was wir dann natürlich auch machten, wir wollten die Nordlichter ja auch unbedingt zu Gesicht bekommen - obwohl uns alle Finnen immer sagten, dass man nicht so hohe Erwartungen haben sollte, denn die Polarlichter sind nunmal einfach selten zu sehen und mit bloßem Auge gleich nochmal unwahrscheinlicher zu erkennen. Aber die Hoffnunf stirbt ja bekanntlich zuletzt und so standen wir nun in der völligen Dunkelheit auf einer Landstraße, die von Beleuchtung und Markierungen nur träumen kann und worauf vermutlich mehr Rentiere laufen als Autos fahren. Auch wenn der Wetterbericht in dieser Nacht einen eher bewölkten Himmel vorausgesagt hatte, war der Himmel über uns total sternenklar und wir standen allesamt mit Kopf im Nacken in Richtung Firmament blickend und warteten bis was passieren würde. 

Und dann hatten wir auf einmal ein riesen Glück und am Himmel war ein heller, grünlicher Streifen zu erkennen, der immer heller und heller wurde bis dann ungefähr der ganze Bus völlig ekstatisch schreiend versuchte Bilder davon zu machen. Unsere Nordlicher-Expertin, die extra für diese nächtliche und wirklich saukalte Unternehmung mit dabei war, erklärte dann, dass man Nordlichter mit bloßem Auge niemals so erkennen kann, wie auf den Bildern der Werbeflyer und Internetseiten zu sehen ist. Dafür seien menschliche Augen zu schlecht, jedoch könnte man das Spektakel wunderbar mit professionellen Kameras einfangen - was in der Tat absolut richtig war! Auf den Fotos konnten wir später dann erst richtig erkennen, was uns der Himmel dort zu bieten hatte! Wirklich extrem eindrucksvoll und ich bin total froh darüber, dass uns das große Glück zu Teil wurde und wir einmal im Leben die finnischen Polarlichter gesehen haben! Der Bus hielt dann sogar noch ein zweites Mal mitten im Nirgendwo an und nach nur 1-2 Minuten nächtlichen Zähneklapperns, war am Himmel nochmal ein großer, diesmal viel hellerer Streifen zu sehen, der nach wenigen Minuten wieder verschwand und den sternklaren Himmel wieder schwarz werden ließ. Zwei Mal Nordlichter in einer Nacht, was hatten wir denn bitte für ein Glück?

Am nächsten Morgen um 10 Uhr, also immer noch im Dunkeln, ging es dann auf zum nächsten Highlight des Lapplan-Abenteuers: die Rentier-Safari stand an. Dafür sind wir etwa 20 Minuten mit dem Bus zu einer großen Rentierfarm gefahren und wurden von den beiden Rentierfarmern begrüßt, die uns dann direkt zu einer Schlittenfahrt begleiteten. Die war übrigens total cool, weil das Rentier vor unserem Schlitten (ich saß mit Kiara aus der neuen Blockhütten-WG in einem Schlitten) ziemlich gut drauf war und quasi ein Ferrari unter seinen Kollegen war. Nach dieser wilden und sehr schönen Schlittenfahrt durch den lappischen Wald geleitete uns der finnische Besitzer dessen Namen ich bei Leibe nicht verstanden habe in ein kleines Museum und erzählte uns alles, was es über Rentiere eben so zu wissen gab. Bei dieser Gelegenheit konnten wir uns auch wieder etwas aufwärmen und die Füße daran erinnern, dass sie tatsächlich noch durchblutet wurden. Wieder einigermaßen aufgewärmt wurden wir dann mit Moos und Flechten in der Hand den hungrigen Rentieren vorgestellt und durften diese dann auch füttern! Der Spaß dauerte eigentlich nur wenige Sekunden, denn die Rentiere zierten sich wenig, kamen direkt auf einen zugerannt und nach kurzem Gerangel mit den gehörnten Kollegen nahmen sie das Moos dankbar an und verabschiedeten sich dann auch recht schnell wieder, als sie bemerkten, dass wir nicht mehr Futter dabei hatten. Nach der Rentierfütterung ging es direkt über zur Menschenfütterung. In einem kleinen Kaffeehaus gab es zu unserer großen Freude Munkkis (gezuckerte Donuts) und Kakao aufs Haus für alle und satt und zufrieden wurden wir nach ein paar schönen und kalten Stunden mit unseren neuen Rudolf-Freunden wieder zurück nach Levi gefahren.

Himmel über der RentierfarmSchlittenfahrt und RentierpopoLiebe Mutti, lieber Vati, sorgt euch nicht! Wir unternehmen viel mit Einheimischen!Kamerascheu ist andersRudolf ist auch in weiß erhältlich

Als wir dann wieder im Bus saßen und gen Levi Downtown fuhren, war dann auch die Sonne aufgegangen und wir ja bereits bekannt ist, wollen und sollten die 4 Stunden Tageslicht ja möglichst sinnvoll genutzt werden. Daher ging es für uns nur ganz kurz in die Blockhütte zurück, um die Zehen wiederzuleben und das Abo auf Dauergänsehaut zu kündigen. Nach einer guten halben Stunde Aufwärmen warfen wir uns erneut in die Winteroutfits und es ging nochmal raus und die Gegend erkunden. Und mit Gegen erkunden meine ich selbstverständlich Fotos machen, Posen im verschneiten Wald (die Schneehasen, -füchse und -eulen sollen ja auch mal ordentlich entertained werden), eine Schneekostprobe inklusive.

Allgemein sind wir zwei wahre Fotofüchse...oder Ballerinas...oder Kopftänzer

Der Verzehr von Schnee ist auf eigene Gefahr!Man erkennt die eisige Kälte an der absolut unentspannten Armhaltung.

 

Wenn schon finnischer Winter, dann richtig finnischer Winter

26Nov2019

Irgendwas zwischen Anna und Elsa oder doch Kathi Witt

 Fit und ausgeschlafen ging es dann am nächsten Tag los, und mit Tag meine ich jene Zeitspanne, die mit Sonnenaufgang um 10.30 Uhr beginnt und die man auf jeden Fall klug nutzen sollte, denn um 14.00 Uhr war's das ja schon wieder mit dem Sonnenlicht und mit der Dunkelheit schwindet auch jegliches Tages- oder Zeitgefühl. Auf jeden Fall wollten wir zu aller erst mal in den "Stadtkern" von Levi. Die Anführungsstriche deshalb, weil Levi wirklich ausgesprochen überschaubar ist:

Stadtzentrum von Sirkka, LeviWir wollten Winter, jetzt haben wir ihn.Straßenschilder haben die hier auch.

Wir steuerten also zielsicher auf den kleinen, aber bestens ausgestatteten K Supermarket und deckten uns mit Proviant und Fressalien für die kommende Woche ein. Als wir dann wieder auf dem Gehweg standen, empfingen uns die gnadenlosen -18 Grad und sowohl die aufwendig ondulierte Frisur als auch Augenbrauen und Wimpern wurden schockgefrostet und in ein zeitloses weiß getaucht. Als ging es im energischen Stechschritt und mit klappernden Zähnen zurück in die gemütliche Holzhütte. Wir wollten unbeding den finnischen Winter erleben und jetzt hatten wir ihn - gebt uns einen Moment, die Eingewöhnungsphase hat begonnen! 

 Sie fror mit Haut und HaarEiswimpern - der letzte modische Schrei!Anna und Elsa auf dem Weg zum Lebensmittel Shopping!

 Wie gesagt, ist die Sonnenlichtzufuhr jenseits des Polarkreises... sagen wir... limitiert und eingeschränkt. Und genau deshalb traten wir nach unserem verspäteten Frühstück auch wieder vor die Türe, natürlich im modischen Winterlook, dieses Mal mit 2 Paar Handschuhen über einander (Trick 17, ich sag's euch). Auf jeden Fall standen wir dann weniger Gehminuten später in einem sehr anmutigen, verschneiten Wald und liefen dort die ausgeschilderte Schneemobilstraße - ja, richtig gelesen, eine eigene Straße für Schneemobile - entlang und witterten unsere Chance für ein ausgeprägtes Fotoshooting. Die Poser eben. Die Ergebnisse dürfen selsbtverständlich im Folgenden bewundert werden ;). Als die Sonne sich dann wieder verabschiedete und die Oberschenkel seltsam kribbelten, um zu signalisieren, dass sie noch immer Teil des Körpers waren, machten wir uns auf den Rückweg zu unserer neuen WG und verbrachten den Abend noch vor dem Kaminfeuer auf dem Sofa. Und obwohl es erst der erste richtige Tag hier in Levi war, wussten wir beim Blick aus dem Fenster, dass es eine sehr schöne Woche werden würde hier mitten im verschneiten Wald und den wirklich kugelrunden Eichhörnchen in den Baumspitzen. 

Das nenn ich mal WinterGutes Versteck, Herr Erdner!Bisschen im Schnee spielenBisschen Schnee essenBisschen im Schnee liegenBisschen im Schnee posenBisschen am Baum rupfenBisschen im Schnee grinsenBisschen mit dem Selbstauslöser experimentieren

 

 

Von der Ersatzbank, einem Date mit dem Weihnachtsmann und einer neuen WG

25Nov2019

Sonnenuntergang in Levi

Unsere vorletzte Woche im winterlichen Finnland sollte eine unvergesseliche werden, denn es ging einmal mehr auf Reisen für uns. Dieses Mal hieß das Ziel Levi in Lappland, also gaaaanz weit im hohen Norden des Landes. Wir haben uns schon die ganze Zeit sehr darauf gefreut, eine Woche lang im Winter Wonderland verbringen zu dürfen, den Weihnachtsmann zu treffen und Rentiere zu füttern ... aber aber aber, bevor ich jetzt schon alles spoilere, erstmal von vorne.

Die Reise startete am Montag um 22.30 Uhr am Bahnhof Tampere, wo uns der Reisebus von TimeTravels (der Reiseagentur, die hier sehr eng mit den Unis arbeitet) aus Helsinki abholen sollte. Und das tat er auch, nur war der eben schon fast ganz voll mit reiselustigen Austauschstudenten der Uni Helsinki. Nichts Böses ahnend überreichten wir dem Busfahrer unser im Vergleich zu den anderen Reisekoffern sehr überschaubares Gepäck und wollten uns daraufhin offiziell bei der Reiseleitung anmelden und unsere Namen auf der Liste abhaken. Die gute Tessa, also die Reiseleitung, eröffnete uns dann viel zu euphorisch, dass der Bus so dermaßen voll war, dass wir *Zitat* "extra-special seats" bekommen sollten. Diese Sitze mögen vielversprechend klingen, es waren aber die ausklappbaren Notsitze für einen zweiten Busfahrer oder eben - ja, ganz richtig - die Reiseleitung. Tessa und ihre Assistentin Veera sahen das aber gar nicht ein, die bevorstehende 12stündige Busfahrt auf diesen Plätzen zu verbringen, nein, sie krallten sich eine ganze Reihe und ließen uns dort vorne verweilen. Wie dem auch sei, da saßen wir nun mit Panoramablick und in der Luft hängenden Beinen, direkt neben dem Busfahrer und uns war dann auch schnell bewusst, dass wir wohl eher nicht schlafen werden können. Aber wir sind ja noch jung, das war also schon in Ordnung. (Ehrlich gesagt, hatten wir zuerst noch Hoffnung auf einen Sitztausch, nachdem Veera und Tessa uns das anboten. Falsch gedacht, bei allen Pausen stellten sich die beiden schlafend und wir konnten an unseren nachtaktiven Fertigkeiten arbeiten).

Nach 12 Stunden Musik hören und ein paar Stopps später waren wir dann an unserem ersten Zwischenziel angekommen: Rovaniemi. Dort gibt es nämlich das Arktikum Museum, wo wir uns am Frühstücksbuffet bedienen durften und danach unseren müden Augen ein paar Highlights und Facts der lappischen Kultur und der Lebensweise(n) der Ureinwohner, der Samen, präsentieren. Ich behaupte jetzt, dass das Museum interessant und lehrreich war, allerdings sind wir mehr durchspaziert und haben uns die Bilder an den Wänden angesehen, für mehr waren wir einfach bisschen zu müde. 

Gegen Mittag sind wir dann eeeendliiiich im Santa Claus Village angekommen, auf das ich mich schon sooooo gefreut hab. Wer das noch nicht wusste, der Weihnachtsmann, also "der echte" versteht sich, wohnt nämlich in der Nähe von Rovaniemi in einem kleinen Ort und fliegt mit Rudolf und seinen anderen Rentieren nur für die Arbeit an den Nordpol! Joulupuki (der finnische Name für den berühmten Mann im roten Mantel) haust dort in einer Holzblockhütte und man kann sich sogar tatsächlich auf seinen Schoß setzen. Wer auf diesen Körperkontakt verzichten möchte, kann in der Wunschzettelhütte seine sehnlichsten Wünsche aufschreiben und diese Liste in einen der großen Briefkasten dort versenken oder in der Elfenpost Briefe und Postkarten an seine Lieben versenden. Und auch sonst ist dieses kleine Dorf touristisch voll erschlossen, was dem Schneezauber und der Stimmung dort aber keinen Abbruch tut. Der zweistündige Aufenthalt dort verging auch wie im Flug und auf einmal war die Sonne auch schon untergegangen, war ja schließlich auch schon 14.00 und in Lappland sind 4 Stunden Tageslicht genug bzw. mehr gibts auch nicht, zumindest nicht Ende November. Ich muss wirklich sagen, dass sich ein Besuch bei Weihnachtsmann wirklich lohnt, alleine schon deswegen, weil mitten durch das Dorf auch der Polarkreis läuft, alles so kunterbunt geschmückt ist und man spätestens nach diesem Besuch endgültig in Weihnachtsstimmung ist! Santa, du wohnst wirklich hübsch, das muss man neidlos sagen...

Santa Claus Village - ja, hier sind wir richtig!Wegweiser für die RentiereBegeisterung vor dem Date mit dem WeihnachtsmannTadaaaa, der Polarkreiswildes Gepose am PolarkreisSelfietimeNein, liebe Kinder, das ist nicht der echte Weihnachtsmann.Dancer, Pranzer, Dixon und Rudolf ...Auf dem Weg zum WeihnachtsmannSanta Claus Village

Die letzten 3 Stunden Busfahrt kamen uns dann verhältnismäßig kurz vor und plötzlich standen wir auch schon im stockdunklen Levi bei -20 Grad vor sehr romantischen Holzblockhütten mitten im Wald. So stellt man sich doch seinen ultimativen Winterulraub vor!

Und nach diesem abenteurlichen Reisebeginn und langer Anreise war es dat auch jewesen für den Tach. Natürlich gönnten wir uns noch ein deliziöses Abendessen und verpflanzten uns danach aufs Sofa, um unsere neuen Mitbewohner ein wenig kennenzulernen und um mal abzuklopfen, wen wir denn in den kommenden Tagen auf den Ausflügen wiedersehen würden. 

Unsere neue WG bestand aus Lilly aus Frankreich, die eigentlich in Schweden studiert, aber unbedingt ins finnische Lappland wollte, Valentin aus Nürnberg, Kiara aus Peru, die ebenfalls in Nürnberg studiert, Saskia aus Gelsenkirchen und deren Freundin und Freizeitprinzessin Laura, die in Saskia einen persönlichen Hofnarren gefunden hat - was in der Tat nach wenigen Minuten Zusammensitzen deutlich bemerkbar wurde. Auf jeden Fall unterhielten wir uns noch eine Weile, bis wir uns dann der Reihe nach in die Schlafgemächer verabschiedeten. Denn, liebe Leute, die Bustfahrt war lang, der Tag auch, die Füße kalt und der Magen voll. Ergo, ideale Grundvoraussetzungen für ein warmes Bett.

Fortsetzung folgt... 

Von einem streitsüchtigen Dozenten, unserer Heizung und Ananas auf Pizza

22Nov2019

Die letzten Wochen hier im schönen Finnland sind angebrochen... und damit stand für diese Woche auch bereits die erste Prüfung an, aber dazu komme ich gleich. 

Die Tage nach unserer Russlandreise verbrachten wir in der Uni, bei Clémence in der WG und das Wochenende dann gepflegt bei uns in der Wohnung, wo sich unsere Tagesplanung aus Einblicken in die Film- und Fernsehwelt, Sport, Kochsessions, Wäsche waschen, Bude putzen und unserer großen Kommunikationsfreude in abwechselnder Reihenfolge gestaltete. Dann war es auch plötzlich schon wieder Montag und damit unsere letzte offizielle Unterrichtswoche war angebrochen. Den Montag nutzten wir, um uns auf die bevorstehende Prüfung am Mittwoch vorzubereiten oder vielmehr um die PowerPoint Präsentationen einmal alle durchzuklicken. Dienstag ging es dann zum allerletzten Mal in unseren Kurs "Islamism and the Media". Einmal mehr wurden wir während diesen sehr langen 2,5 Stunden Zeugen davon, wie sich der Dozent auf einen der kritischen Studenten einschoss und kurz darauf begann viel zu laut und viel zu beleidigt die Fragen ins Lächerliche zu ziehen und einen Streit mit einem seiner Studenten zu beginnen. War genauso unangenehm, wie es klingt... Als es dann auch endlich 13.00 Uhr war, machten wir uns los, denn wir hatten einen Termin in der Autowerkstatt mit Allegra für einen Ölwechseln und allgemeinen Check-Up, einfach nur, damit wir mit einem sicheren Gefühl die Heimreise in wenigen Wochen antreten können. Während Allegra in der Werkstatt genauer unter die Lupe genommen wurde, haben wir dem Outdoor XXL - Geschäft einen Besuch abstatten können und uns mit Handschuhen und Skiwäsche eindecken können, weil es ab Montag für uns für eine Woche ins verschneite, kalte und hoffentlich sehr schöne Lappland gehen wird! Ich werde selbtsverständlich berichten smile Allegra war dann auch nach 1,5 Stunden fertig und gilt nun als gesund und munter für die Heimfahrt. 

Am Mittwoch ging es für uns zum letzten Mal (vor der Prüfung am 4.12.) zu unserer Lieblingsdozentin Hanna-Marika in den Finnischkurs, wo wir die Uhrzeit, Farben, Verbformen und ganz wichtig - Vokabeln für Essen und Trinken wiederholten oder ganz neu lernten. Ich bin ja schon sehr gespannt, wie diese Klausur dann letztendlich aussehen wird, weil wir gefühlt zwar die Basics gelernt haben, von einem flüssigen Finnisch aber wirklich weit entfernt sind... In unserer vierstündigen Mittagspause entschlossen wir dann im Espresso House im Ratina Center bei einem Kaffee den Stoff für die immer näher rückende Prüfung rund um die finnische Kultur und Gesellschaft nochmal gemeinsam durchzusprechen. So wirklich Bedenken hatten wir nicht, wir waren schließlich ganz vorbildlich jede Stunde da und haben (mal mehr, mal weniger) zugehört. Nach 2,5 Stunden waren wir damit fertig und waren bestens informiert über: Frauen & die Arbeitswelt, Musik, Wälder und Forstwirtschaft, die Geschichte ab demm 12. Jahrhundert, das politische System und die Wahlmethode, Erziehung und das Bildungssystem, Medien und Kommunikation, sowie finnische Ethnien und das 'Finnischsein' selbst (Rück- und Abfragen kann in der Kommentar-Sektion erfolgen, ich bin ready). Danach gönnten wir uns - mal wieder - eine Runde Sushi in unserem mittlerweile Stammrestaurant und marschierten dann pünkltichst los zu Prüfung um 18.00 Uhr. Naja, was soll ich sagen, die war dann auch nach 20 Minuten beendet, auch wenn man theoretisch 2 Stunden Zeit hatte dafür. Insgesamt wurden auf 1 (!) Blatt Papier ein paar Kurzantworten verlangt und auf der Rückseite 8 multiple choice Fragen gestellt, die man entweder auf Anhieb wusste oder gar nicht. Für unseren im Endeffekt geringeren Lernaufwand war die Prüfung unverhältnismäßig unglücklich gestaltet, manche Themen wurden überhaupt nicht abgefragt, andere dafür gleich mehrfach und es hatte eher etwas mit Detailwissen anstatt Allgemeinbildung zu tun. Aber das wichtigste ist, dass wir beide alles beantwortet haben und unser Gefühl ist grudnsätzlich sehr positiv! Nächste Woche gibt's die Ergebnisse - I am very gespannt. 

Gestern, also am Donnerstag, bekamen wir viel zu früh Besuch von einem Klemptner, der um ungefähr 8 Uhr an die Tür klopfte und lauthals Moikka! rief, was eine der vielen Möglichkeiten des Hallo-Sagens auf Finnisch ist. Ich war noch nicht mal richtig wach und bin deshalb auch nicht zur Tür gegangen, was den guten Mann dazu veranlasste, 3 Stunden später wieder zu kommen - dieses Mal mit eigenem Schlüssel. Die Heizung in unserer Küche ist nämlich kaputt gewesen und das auch schon von Anfang an. Hat uns nicht weiter gestört, da die Wohnung immer gleich warm ist, aber wir wollten sicher gehen, dass wir unsere Kaution vollständig wieder bekommen würden und deshalb gaben wir bei TOAS, der Immobilienfirma, Bescheid und diese schicken sehr zeitnah dann jemanden vorbei. Zurück zum Klemptner. Da sowohl Marvin, als auch ich selbst still in den Zimmern waren, dachte der Herr wohl, dass er ganz alleine wäre und so nutzte er die Zeit um schätzungsweise 30 Anrufe zu tätigen (ich hab ab Anruf Nummer 6 aufgehört zu zählen), benutzte die Toilette bei geöffneter Tür und voller Lautstärke, verließ die Wohnung ein paar Mal bis er dann nach 1,5 Stunden getaner Arbeit alles zusammen packte und davon fuhr. Die Heizung geht jetzt auf jeden Fall wieder und wir konnten verspätet frühstücken. Um 16.00 Uhr waren wir dann mit den anderen Mädels (Anni, Viivi, Clémence und Mannheims Sophie) zum Pizza essen verabredet. Deshalb waren wir dann auch fast pünktlich bei Koti Pizza und freuten uns auf die finnische Pizza, die wirklich sehr lecker war! Während der gemütlichen und inzwischen sehr gesprächigen Runde kam dann die Grundsatzdiskussion auf, ob Ananas auf Pizza ethisch, moralisch und gesellschaftlich vertretbar ist oder nicht: die Finninen waren die einzigen beiden Stimmen für 'ja', der Rest ist immer noch skeptisch was Obst auf einer Pizza zu suchen hat... wink

Das bevorstehende Wochenende werden wir nochmal entspannt zuhause verbringen, bevor es dann am Montag um 22.30 Uhr mit dem Bus losgeht in Richtung Norden, wo wir dann eine Woche lang in Levi zwischen Schnee, Rentieren, Santa Clause und bitte bitte bitte Nordlichtern verbringen werden. Danach werden wir nur noch eine allerletzte Woche hier in Tampere sein, eine Prüfung schreiben, uns mit den anderen treffen, Koffer packen, usw. Denn unsere Fähre nach Schweden geht am 9. Dezember und das Auslandssemester ist dann schon wieder vorbei. Hach, wie schnell die Zeit vergeht, aber ich freu mich auch schon total wieder zurück nach Hause zu kommen! ♥️

Von protzigen Metrostationen, goldenen Palästen und einem mittelschweren Kulturschock

12Nov2019

Tadaa, da bin ich wieder. Und zwar zurück aus dem fernen Russland, genauer gesagt aus Sankt Petersburg. Nachdem unsere Reisevorhaben in Finnlands größtes Nachbarland, wie hier berichtet, schon seit Wochen ausgearbeitet, aber dennoch bisher erfolgreich verhindert worden sind, haben wir es tatsächlich geschafft am 9. November die finnische Grenze hinter uns zu lassen und einen Fuss ins unbekannte Russland zu setzen.

Auferstehungskirche oder Blutkirche

 Der Wecker klingelte um 4:15 Uhr, also genau zu unserer Zeit und schlaftrunken und halbwach stiegen wir in Allegra ein, um uns auf zum Flughafen Helsinki Vantaa zu machen, der etwa 2 Stunden entfernt von Tampere liegt. Unser Zeitplan ging ganz gut auf, denn wir konnten das Auto erfolgreich auf dem gemieteten Parkplatz abstellen und standen um 6:45 Uhr an der Bushaltestelle, von dort aus uns ein Shuttlebus zum Flughafen brachte. Überraschenderweise waren wir auch seine einzigen Fahrgäste zu dieser sündigen Uhrzeit. Eine Sicherheitskontrolle, eine Passkontrolle und eine Ausreisegenehmigung später, eilten wir weiter in Richtung Terminal 2, Gate 47, was wirklich - und ich übertreibe mal nicht - am anderen Ende des Flughafens lag. Als wir dann endlich an besagtem Gate angelangt waren, war das Boarding bereits geschlossen, uns war gut warm vom Dauerlauf auf Morgen und die zwei Flughafenmitarbeiterinnen begrüßten uns mit unterschiedlichen Stimmungen. Die eine war ausgesprochen freundlich und wollte uns nichts Böses, die andere hielt uns zunächst einen Vortrag darüber, dass wir ja ganz schön knapp dran wäre und unser Zeitmanagement doch nächstes Mal besser im Griff haben sollten, denn sie hätte unsere Flüge bereits gecancelt, da wir ja nicht pünktlich zum Boardingbeginn erschienen sind. Ihrer unendlichen Großzügigkeit und dem Einreden der freundlicheren Dame sei Dank durften wir dann doch noch in den Flieger einsteigen. Wir saßen an den Notausgängen in der Mitte und hatten dementsprechend Beifreiheit, von der die First Class nur träumen kann. Es kam dann noch zu einem kleinen Zwischenfall, als der Steward die Sicherheitsanweisungen wild gestikulierend und sehr leidenschaftlich erklärte und seine Hand dann ganz unverhofft in meinem Gesicht landete und er mir einen Stirnklatscher verpasste. Ich schrie auf und fing an lauthals zu weinen... okay, nein, es war wirklich überhaupt nicht schlimm, ich versicherte ihm auch, dass das überhaupt nicht tragisch war und durchaus mal passieren kann, aber er war hochrot und beschämt und wollte mir ein Softdrink andrehen als Entschädigung, welches ich dankend ausschlug. Nach nicht einmal 40 Minuten landeten wir am Flughafen Pulkovo Sankt Petersburg und von da an kamen wir uns zum aller ersten Mal vollkommen fremd im Ausland vor. Dazu gleich mehr. 

Hoch motiviert und viel zu frühSonnenaufgang über Helsinki

 Noch am Flughafen konnten wir Rubel ergattern, damit wir auch die nötigen finanziellen Mittel hatten, um unsere Pläne in die Tat umzusetzen. Mit genau 3000 Rubeln, umgerechnet 45 Euro, in der Tasche machten wir uns auf ins wilde Getümmel. Mit einem Linienbus fuhren wir zuerst zu einer Metrostation, an welcher wir uns ein Ticket organisierten, das 7 Fahrten wert war. Das mag alles recht simpel klingen, war es für uns nur nicht wirklich, weil ja alles alles alles auf Russisch bzw. in kyrillischen Buchstaben zu lesen ist und mein Russisch inexistent ist, der Marvolo hat zum Glück vor einiger Zeit in der Uni Russischstunden gehabt und konnte die Buchstaben entziffern und ich bat ihn oft, den Text mal vorzulesen (in der Hoffnung, dass man irgendetwas verstehen konnte), was wirklich enorm hilfreich war, und ab und zu nur für weitere Verwirrung gesorgt hat. ABER wir haben es ja alles geschafft. Die Metrostationen in Sankt Petersburg sind wirklich besonders, sie sind protzig gestaltet, mit Gold, Mosaik oder anderweitigen Kunstwerken verziert, mit Kronleuchtern versehen und dazu gleicht keine einzige Station einer anderen. Angekommen im Stadtzentrum machten wir uns erstmal auf den direkten Weg zum Hotel, wo wir dann zwar schon einchecken konnten, aber die Zimmer erst in 1 Stunde betreten durften, was für uns bedeutete, dass wir eine kleine Stadttour zu Fuß vor usn hatten - zum einen als Zeitüberbrückung, zum anderen, um einen ersten Eindruck des Stadtkerns zu gewinnen. Und das konnten wir! Die Stadt ist unfassbar groß und man läuft unweigerlich von einer massiven Kirche zur nächsten Kathedrale, dann läuft man wieder auf ein Denkmal zu bis man vor einem weiteren imposanten Gebäude steht - was protzige Bauten und Prunk angeht, kann den Russen so schnell keiner was vormachen. Als wir dann am Flussufer standen, entschieden wir uns dazu erstmal einen Kaffee trinken zu gehen und dann zurück zum Hotel zu laufen, wo das Zimmer mittlerweile seit über 2 Stunden fertig sein sollte. In einem Café angekommen, stellten wir schnell fest, dass Englisch uns hier wirklich nicht weiterbrachte, also gaben wir dem elfenhaften Kellner, der Socken mit Affen drauf trug, mit wenigen Worten zu verstehen, was wir denn gerne hätten. Wieder auf der Straße fing es schon an zu dämmern und wir liefen zum Hotel zurück, bezogen das Zimmer und verbrachten den Abend nach einem kurzen Zwischenstopp im Supermarkt und einer Pizzabestellung beim Roomservice ganz entspannt. War ja auch ein langer Tag für uns, die Füße platt und die Augen recht schnell zu. 

gleich um's Eck von unserem HotelErlöserkircheIrgendwo am Flussufer mit Augenringen bis zum Knie

 Für den Sonntag war ein Besuch der weltbekannte Eremitage, einem Kunstmuseum, auf dem Plan. Auf dem Weg dorthin bekamen wir zwei weitere Metrostationen zu Gesicht und standen dann auch recht schnell auf dem riesigen Palastplatz des Winterpalastes vom Zar Alexander I. In der Mitte des Platzes steht auch die 47,5 Meter hohe, rote Alexandersäule zu seinen Ehren. Ein Teil des Winterpalastes ist eben die Eremitage und nach einer Stunde anstehen, bekamen wir unsere kostenlosen Tickets (danke lieber Studentenausweis) und es ging los. Man muss dazu sagen, dass wir zwei Banausen wirklich wenig Ahnung oder Erfahrung oder Wissen von / mit / über alte persische Baukunst, Malerie, Skulpturen und fernöstliche Kunst oder Kunst allgemein haben, von daher konnten wir vor allem über die Vielfalt staunen, die Gemälde bekannter Maler und Künstler betrachten und alles bewundern. Ich würde behaupten, dass dieses Weltkulturerbe defintiv ein Muss ist, wenn man in Sankt Petersburg ist und im Bestfall noch kunst- und kulturinteressiert ist! 

PalastplatzEremitageEremitagebesucherMarvolo zwischen Säulenein paar Bilder an der Wandunauffällige DeckenverzierungEndlich ein roter Teppich

 Dann war es auch schon Montag und damit ein neuer Tag für weiteres Sightseeing angebrochen. Nach dem Frühstück und einer Verdauungspause auf dem Zimmer, machten wir uns los und auf zur Blutkirche. Unterwegs passierten wir das Russische Museum, das Puschkin-Denkmal und weitere Kirchen und Kathedralen - bis wir dann letztendlich in einem Park landeten, der uns direkt zur Erlöserkirche, wie die Blutkirche auch genannt wird, führte. Für 5 Euro kann man das Monument betreten und die Millionen von Mosaiksteinen bewundern. Das Innere der Kirche, die eigentlich gar keinen religiösen Zwecken dient, sondern neben Konzerthalle und Theater auch gleichzeitig die Stelle beherbergt, an welcher der Zar Alexander II. ermordert wurde, ist wikrlich wunderschön! Bereits von außen betrachtet, lässt sich erahnen, dass die Erlöserkirche eine wahre Perle des Stadtkerns ist und zurecht eines der Sinnbilder für Sankt Petersburg ist. Gemeinsam mit den anderen hundert Leuten blieben wir einen Weile und schauten uns die Decken- und Wandverzierungen an, liefen am kleinen Shop in der Kirche vorbei und fanden schließlich den Weg nach draußen. Unser nächstes Ziel war die große Einkaufsmeile der Stadt, die nicht weit entfernt lag. Unterwegs blieben wir dann bei einem Straßenkünstler stehen, der aus brennenden Sprühdosen und wenigen Handgriffen richtige Kunstwerke zauberte. Die Einkaufsmeile beginnt mit einem gigantischen Kriegsdenkmal (von einem der vielen Kriege, in welchen die Russen verwickelt waren), auf Hälfte der Strecke befindet sich ein kleiner Park mit einer weniger kleinen Statue von Katharina der Großen, gefolgt von einem weiteren Palast und der russischen Philharmonie - protzig und imposant können sie. Dabei stellt man sich dann schon einige Male die Frage, warum denn so viel Geld für die Stadt und weniger für die Menschen abfällt, vielleicht ganz nach dem Motto "Nach Außen hui und im Inneren pfui" - aber ich möchte hier ja nicht sozialkritisch und zu politisch werden. Nach einem langen, langen Spaziergang (denn die Einkaufsstraße ist nicht nur enorm breit, sondern auch ausgesprochen lang) bogen wir einmal nach rechts ab und betraten eins der großen Shoppingcenter. Wir hatten uns nämlich vorgenommen, einmal in der wahren Welt, sprich jenseits der Hotelzimmertür, essen zu gehen, was gar nicht mal leicht ist, wenn man bedenkt, dass die Speiskarten und auch sonst jegliche Text so gut wie unlesbar waren und auch die Umschriften wenig halfen, denn die Vokabeln saßen mal so gar nicht. Im obersten Stockwerk des Centers befand und befindet sich vermutlich noch immer ein großer Foodcourt, also ein Gelände mit ganz ganz vielen Essenständen und Minirestaurants. Ja und dann ging sie los, die Suche nach einer Speisekarte mit englischen Namen oder zumindest irgendeiner Art Übersetzung und nach bereits einsetzender Überfoderung fanden wir einen Mexikaner, der seine Gerichte tatsächlich auf Englisch angeschrieben hatte und damit war das Abendessen gesichert. War sehr lecker und auch scharf, die Speiseröhre und das Zwerchfell haben Grüß Gott sagen können und sind wahrscheinlich dankbar, dass sie solche Schärfe nicht wirklich oft erleben... 

Das Russische MuseumPuschkin-DenkmalAuferstehungskirche oder BlutkircheBlutkirche im MiniaturformatMosaiktraumDer Platz, an dem Peter der Große ermordert wurdeRussische Eier im KirchenshopInnenstadtKatharina die Große - DenkmalLecker und ScharfTouris am Start

Und da war er auch schon, der vierte und letzte Tag in dieser riesigen Stadt. Wir überlegten uns, dass wir nach dem Auschecken vom Hotel aus die Metro bis zur allerletzten Station nahmen und von dort aus mit dem Bus eine Stunde stadtauswärts bis zum Peterhof fuhren. Der Namensgeber der Stadt soll da nämlich ein klitzekleines Palästchen hingebaut lassen haben und das wollten wir uns doch einmal näher anschauen. Was soll ich sagen, der Peterhof ist mit Abstand das größte Schloss, das ich in meinem Leben gesehen habe. Die Fläche besteht aus so unendlich viel Park, Garten, Springbrunnen, goldenen Statuen, kleinen Palästen, Kirchen, großen Gebäuden und Treppen, dass man sich eigentlich nicht wirklich vorstellen kann, dass der Peter das alles mal gesehen oder besucht hat. Wir nutzten auf jeden Fall die vielen Fotogelegenheiten, waren sogar mal am Meereseufer, hatten einen Ausblick auf Sankt Petersburg und dazu noch jede Menge frische Luft. Auch der Peterhof ist wikrlich sehenswert!

Peterhofkleine Kirche am NebengebäudeEmpfangshalledie Lieblingsfarbe vom Peter war wohl goldTadaa......poseAusblick vom PalastrandPalastparkimmer noch der Palastparkder Zar wie er mit dem Löwen ringt

Nach ein paar Stunden spazieren, fotografieren und königlichem stolzieren standen wir wieder an der Bushaltestelle und saßen nach einer Stunde Busfahrt in einem Taxi (wobei ich mich rückblickend frage, ob das überhaupt ein offizielles Taxi war oder einfach nur ein Mann mit einem Auto und einem geklauten Taxischild - wie auch immer) auf dem Weg zum Flughafen. Das war dann auch nochmal sehr abenteuerlich, denn die russischen Passkontrollen und Gepächdurchleuchtungen, Bodychecks und nochmalige Kontrollen geben einem nicht unbedingt ein gutes Gefühl. Während des tatsächlichen Ausreisens, wo man den absolut grimmigen Kontrolleuren mit sichtbarem Machtkomplex das Visum, die Einreisegenehmigung und den Reisepass vorlegt, meinte dann der junge Herr, dass er besonders streng sein müsste und ließ meinen Reisepass erstmal auf Gültigkeit überprüfen, telefonierte 3 Mal, ordnete mir an mich doch gerade hinzustellen und mich nicht zu bewegen, wollte dann noch, dass ich ihm all meine Reisepassdaten auswendig aufsage und das zwei Mal. Wie dem auch sei, ich durfte ja dann doch wieder ausreihen und die Schranke passieren, hinter der Marvolo schon wartete. Dann ging es noch zum Postkarten shoppen und Kaffee trinken, bevor der Flug pünktlich um 19:40 startete und eine halbe Stunde später in Hesinki landete. Wir waren sehr froh wieder in Finnland zu sein, wo die Menschen freundlicher sind, die Atmosphäre lockerer und die Polizei- und Militärpräsenz deutlich geriner ist. 

Ich bin sehr froh, dass wir die Nähe zu St. Petersburg genutzt haben und einmal im größten Land der Welt waren. Die Stadt ist, wie zu erwarten, riesengroß, sehr belebt und sehr alt - letzteres aber überhaupt nicht im negativen Sinne. Man kann quasi gar nicht an den ganzen Museen, Parks, Palästen, Denkmälern, Kirchen, Kathedralen und anderen Sehenswürdigkeiten vorbeilaufen, da die Stadt sooo viele zu bieten hat. Für die vier Tage hatten wir ein buntes Programm, es wird nie langweilig und gefordert wurden wir auch, Englisch ist nämlich mehr ein Mythos in diesem Land als eine sprechbare Sprache und bei den unzähligen Kameras und Soldaten wollten wir bloß nicht auffallen. Alles in allem war es ein Kurztrip in eine ganz andere Welt, der sich aber auf jeden Fall gelohnt hat und den ich sicher nicht so schnell vergessen werde! Und damit Спасибо und на здоровье! 

immer diese Touris...

 

P.S. Danke Marvolo, für die ständige Vorleserei und die Versuche mir Russisch näher zu bringen - es war mir eine Freude mit Dir, so wie immer eben! cool