Von der Ersatzbank, einem Date mit dem Weihnachtsmann und einer neuen WG

25Nov2019

Sonnenuntergang in Levi

Unsere vorletzte Woche im winterlichen Finnland sollte eine unvergesseliche werden, denn es ging einmal mehr auf Reisen für uns. Dieses Mal hieß das Ziel Levi in Lappland, also gaaaanz weit im hohen Norden des Landes. Wir haben uns schon die ganze Zeit sehr darauf gefreut, eine Woche lang im Winter Wonderland verbringen zu dürfen, den Weihnachtsmann zu treffen und Rentiere zu füttern ... aber aber aber, bevor ich jetzt schon alles spoilere, erstmal von vorne.

Die Reise startete am Montag um 22.30 Uhr am Bahnhof Tampere, wo uns der Reisebus von TimeTravels (der Reiseagentur, die hier sehr eng mit den Unis arbeitet) aus Helsinki abholen sollte. Und das tat er auch, nur war der eben schon fast ganz voll mit reiselustigen Austauschstudenten der Uni Helsinki. Nichts Böses ahnend überreichten wir dem Busfahrer unser im Vergleich zu den anderen Reisekoffern sehr überschaubares Gepäck und wollten uns daraufhin offiziell bei der Reiseleitung anmelden und unsere Namen auf der Liste abhaken. Die gute Tessa, also die Reiseleitung, eröffnete uns dann viel zu euphorisch, dass der Bus so dermaßen voll war, dass wir *Zitat* "extra-special seats" bekommen sollten. Diese Sitze mögen vielversprechend klingen, es waren aber die ausklappbaren Notsitze für einen zweiten Busfahrer oder eben - ja, ganz richtig - die Reiseleitung. Tessa und ihre Assistentin Veera sahen das aber gar nicht ein, die bevorstehende 12stündige Busfahrt auf diesen Plätzen zu verbringen, nein, sie krallten sich eine ganze Reihe und ließen uns dort vorne verweilen. Wie dem auch sei, da saßen wir nun mit Panoramablick und in der Luft hängenden Beinen, direkt neben dem Busfahrer und uns war dann auch schnell bewusst, dass wir wohl eher nicht schlafen werden können. Aber wir sind ja noch jung, das war also schon in Ordnung. (Ehrlich gesagt, hatten wir zuerst noch Hoffnung auf einen Sitztausch, nachdem Veera und Tessa uns das anboten. Falsch gedacht, bei allen Pausen stellten sich die beiden schlafend und wir konnten an unseren nachtaktiven Fertigkeiten arbeiten).

Nach 12 Stunden Musik hören und ein paar Stopps später waren wir dann an unserem ersten Zwischenziel angekommen: Rovaniemi. Dort gibt es nämlich das Arktikum Museum, wo wir uns am Frühstücksbuffet bedienen durften und danach unseren müden Augen ein paar Highlights und Facts der lappischen Kultur und der Lebensweise(n) der Ureinwohner, der Samen, präsentieren. Ich behaupte jetzt, dass das Museum interessant und lehrreich war, allerdings sind wir mehr durchspaziert und haben uns die Bilder an den Wänden angesehen, für mehr waren wir einfach bisschen zu müde. 

Gegen Mittag sind wir dann eeeendliiiich im Santa Claus Village angekommen, auf das ich mich schon sooooo gefreut hab. Wer das noch nicht wusste, der Weihnachtsmann, also "der echte" versteht sich, wohnt nämlich in der Nähe von Rovaniemi in einem kleinen Ort und fliegt mit Rudolf und seinen anderen Rentieren nur für die Arbeit an den Nordpol! Joulupuki (der finnische Name für den berühmten Mann im roten Mantel) haust dort in einer Holzblockhütte und man kann sich sogar tatsächlich auf seinen Schoß setzen. Wer auf diesen Körperkontakt verzichten möchte, kann in der Wunschzettelhütte seine sehnlichsten Wünsche aufschreiben und diese Liste in einen der großen Briefkasten dort versenken oder in der Elfenpost Briefe und Postkarten an seine Lieben versenden. Und auch sonst ist dieses kleine Dorf touristisch voll erschlossen, was dem Schneezauber und der Stimmung dort aber keinen Abbruch tut. Der zweistündige Aufenthalt dort verging auch wie im Flug und auf einmal war die Sonne auch schon untergegangen, war ja schließlich auch schon 14.00 und in Lappland sind 4 Stunden Tageslicht genug bzw. mehr gibts auch nicht, zumindest nicht Ende November. Ich muss wirklich sagen, dass sich ein Besuch bei Weihnachtsmann wirklich lohnt, alleine schon deswegen, weil mitten durch das Dorf auch der Polarkreis läuft, alles so kunterbunt geschmückt ist und man spätestens nach diesem Besuch endgültig in Weihnachtsstimmung ist! Santa, du wohnst wirklich hübsch, das muss man neidlos sagen...

Santa Claus Village - ja, hier sind wir richtig!Wegweiser für die RentiereBegeisterung vor dem Date mit dem WeihnachtsmannTadaaaa, der Polarkreiswildes Gepose am PolarkreisSelfietimeNein, liebe Kinder, das ist nicht der echte Weihnachtsmann.Dancer, Pranzer, Dixon und Rudolf ...Auf dem Weg zum WeihnachtsmannSanta Claus Village

Die letzten 3 Stunden Busfahrt kamen uns dann verhältnismäßig kurz vor und plötzlich standen wir auch schon im stockdunklen Levi bei -20 Grad vor sehr romantischen Holzblockhütten mitten im Wald. So stellt man sich doch seinen ultimativen Winterulraub vor!

Und nach diesem abenteurlichen Reisebeginn und langer Anreise war es dat auch jewesen für den Tach. Natürlich gönnten wir uns noch ein deliziöses Abendessen und verpflanzten uns danach aufs Sofa, um unsere neuen Mitbewohner ein wenig kennenzulernen und um mal abzuklopfen, wen wir denn in den kommenden Tagen auf den Ausflügen wiedersehen würden. 

Unsere neue WG bestand aus Lilly aus Frankreich, die eigentlich in Schweden studiert, aber unbedingt ins finnische Lappland wollte, Valentin aus Nürnberg, Kiara aus Peru, die ebenfalls in Nürnberg studiert, Saskia aus Gelsenkirchen und deren Freundin und Freizeitprinzessin Laura, die in Saskia einen persönlichen Hofnarren gefunden hat - was in der Tat nach wenigen Minuten Zusammensitzen deutlich bemerkbar wurde. Auf jeden Fall unterhielten wir uns noch eine Weile, bis wir uns dann der Reihe nach in die Schlafgemächer verabschiedeten. Denn, liebe Leute, die Bustfahrt war lang, der Tag auch, die Füße kalt und der Magen voll. Ergo, ideale Grundvoraussetzungen für ein warmes Bett.

Fortsetzung folgt...