Von der Kunst des Ausruhens, einem Clown und nicht-russischen Passfotos

15Okt2019

 

Ein deutsches Sprichwort besagt ja "Lieber gut ausruhen, als schlecht arbeiten" und ganz nach diesem Motto gestalteten wir unser Wochenende. Augestylt mit Jogginhosen und Kapuzenpullover bewegten wir uns elegant vom Bett aus in die Küche, um dort zu speisen und natürlich gemeinsam fernzusehen und fanden abends auch den Weg zurück ins Bett. Ja ja, die Kunst des Ausruhens will geübt sein. Mit kleinen Unterbrechungen versteht sich, wie etwa den Gang in die Sauna und eine Runde Sport, um die Muskeln spüren zu lassen, dass sie doch noch gebraucht werden. Außerdem kümmerten wir uns um die Beantragung des Visums für unseren anstehenden Russlandtrip. Das lief auch alles unproblematisch, wir bezahlten brav die 45 Euro und warteten auf die E-Mail mit dem notwendigen Dokument, welches in 2-3 Wertagen da sein sollte. Joa. Und dann habe ich eine E-Mail bekommen, die mir mitteilte, dass mein Passbild nicht den russischen Anforderungen und Regeln entpreche und ich doch ein anderes, diesmal akzeptables Bild schicken sollte. Dass mein Gesicht nicht gemäß der russischen Vorstellung ist, ist natürlich tragisch, für mich jedoch absolut hinnehmbar und so schickte ich das Passfoto erneut. Es kam keine E-Mail zurück, also muss es auf den zweiten Blick doch gepasst haben. Da weiß selbst ich nicht, was ich noch dazu sagen soll. 

Dieses entspannte Wochenende war dann auch überraschend schnell wieder vorbei und der Montag klopfte an die Türe. Montag hieß für uns, dass es mal wieder an der Zeit war das Haus zu verlassen! Und was könnte uns besser motivieren als Shoppen und Sushi. Gar nichts, richtig. Ich habe ja erst von diesem Sushi Restaurant geschwärmt und es war auch das zweite Mal ein kulinarischer Hit. Nach der Lunch-Time kam die Shopping-Time und wir machten die Mall unsicher. Ich deckte mich mit in der Tat sehr sinnvollen Dingen ein, wie Socken, Leopardenprint-Mütze und einem hippen Stirnband, damit ich auch styletechnisch den Temperaturen gerecht werden kann. Danach wollten wir eigentlich noch ins Kino, aber es gab leider nur noch Plätze in den ersten beiden Reihen und um unsere Nackenmuskulatur und Halswirbel zu schonen, entschieden wir dazu diesen Kinobesuch auf Mittwoch zu verschieben und reservierten mit Handtüchern unsere Kinoplätze. Kleiner Spaß, wir reservierten Tickets. 

Am Dienstag ist nicht viel Nennenswertes passiert, wir haben uns für neue Kurse beworben für die zweite Periode des Semesters, aufgeräumt, Bude geputzt und was man halt sonst so zuhause macht gemacht. Abends wollte der Marvolo dann zu einer öffentlichen Sauna fahren, die allerdings so voll war, dass er der Sonne beim Untergehen zusah, Bilder machte und am See entlang spazierte. In der Zwischenzeit hab ich Küchenfee gespielt und uns eine Lasagne gezaubert, die sogar geschmeckt hat.

CandlelightdinnerSo ein schöner Sonnenuntergang

Am Mittwoch ging's für uns dann los zum Finnkino im Finnlayson Center, im Nordwesten der Stadt. Mit dem Glockenschlag um 15:00 Uhr zeigten wir der Dame vorm Kinosaal unsere Tickets für die zwei Sitze ganz hinten in der letzten Reihe. Im Kinosaal saßen bereits alle und starrten auf die schwarze Leinwand, Reden und Smalltalk ist ja kein Bestandteil der finnischen Kultur, von daher war es auch verdächtig still. Die Stille unterbrachen wir dann eben, weil wir alle Kinobesucher, die ebenfalls in der letzten Reihe saßen dazu freundlich aufforderten einaml aufzustehen, damit wir ins hinterste Eck gelangen konnten. Und siehe an, sie haben alle stillschweigend und blickkontanktmeidend agiert und reagiert und kaum saßen wir in den Sesseln, ging's auch schon los mit der lieben Werbung. Für alle, die sich fragen, na was haben die zwei Herzileins sich denn ausgesucht, kommt hier die Antwort: Joker. 

Es folgt eine unbezahlte und ebenso unbeauftragte Werbung. Ich persönlich finde Joker einen ausgesprochen guten Film! Allein schon die schauspielerischen Leistungen sind ernsthaft preisverdächtig, darüber hinaus kommt dann das Thema, welches Einblicke gewährt in die Lebensrealität eines psychisch kranken Menschen, dessen Handlungen unberechenbar sind. Insgesamt ein sehr düsterer Film mit krassen Wendungen. Wer einen Superheldenfilm erwartet, wird vermutlich enttäuscht bleiben, aber wer sich auf ein Dark Drama mit Thrillerzügen einlassen kann, kommt auf seine Kosten. I like!