Von einem streitsüchtigen Dozenten, unserer Heizung und Ananas auf Pizza

22Nov2019

Die letzten Wochen hier im schönen Finnland sind angebrochen... und damit stand für diese Woche auch bereits die erste Prüfung an, aber dazu komme ich gleich. 

Die Tage nach unserer Russlandreise verbrachten wir in der Uni, bei Clémence in der WG und das Wochenende dann gepflegt bei uns in der Wohnung, wo sich unsere Tagesplanung aus Einblicken in die Film- und Fernsehwelt, Sport, Kochsessions, Wäsche waschen, Bude putzen und unserer großen Kommunikationsfreude in abwechselnder Reihenfolge gestaltete. Dann war es auch plötzlich schon wieder Montag und damit unsere letzte offizielle Unterrichtswoche war angebrochen. Den Montag nutzten wir, um uns auf die bevorstehende Prüfung am Mittwoch vorzubereiten oder vielmehr um die PowerPoint Präsentationen einmal alle durchzuklicken. Dienstag ging es dann zum allerletzten Mal in unseren Kurs "Islamism and the Media". Einmal mehr wurden wir während diesen sehr langen 2,5 Stunden Zeugen davon, wie sich der Dozent auf einen der kritischen Studenten einschoss und kurz darauf begann viel zu laut und viel zu beleidigt die Fragen ins Lächerliche zu ziehen und einen Streit mit einem seiner Studenten zu beginnen. War genauso unangenehm, wie es klingt... Als es dann auch endlich 13.00 Uhr war, machten wir uns los, denn wir hatten einen Termin in der Autowerkstatt mit Allegra für einen Ölwechseln und allgemeinen Check-Up, einfach nur, damit wir mit einem sicheren Gefühl die Heimreise in wenigen Wochen antreten können. Während Allegra in der Werkstatt genauer unter die Lupe genommen wurde, haben wir dem Outdoor XXL - Geschäft einen Besuch abstatten können und uns mit Handschuhen und Skiwäsche eindecken können, weil es ab Montag für uns für eine Woche ins verschneite, kalte und hoffentlich sehr schöne Lappland gehen wird! Ich werde selbtsverständlich berichten 🙂 Allegra war dann auch nach 1,5 Stunden fertig und gilt nun als gesund und munter für die Heimfahrt. 

Am Mittwoch ging es für uns zum letzten Mal (vor der Prüfung am 4.12.) zu unserer Lieblingsdozentin Hanna-Marika in den Finnischkurs, wo wir die Uhrzeit, Farben, Verbformen und ganz wichtig - Vokabeln für Essen und Trinken wiederholten oder ganz neu lernten. Ich bin ja schon sehr gespannt, wie diese Klausur dann letztendlich aussehen wird, weil wir gefühlt zwar die Basics gelernt haben, von einem flüssigen Finnisch aber wirklich weit entfernt sind... In unserer vierstündigen Mittagspause entschlossen wir dann im Espresso House im Ratina Center bei einem Kaffee den Stoff für die immer näher rückende Prüfung rund um die finnische Kultur und Gesellschaft nochmal gemeinsam durchzusprechen. So wirklich Bedenken hatten wir nicht, wir waren schließlich ganz vorbildlich jede Stunde da und haben (mal mehr, mal weniger) zugehört. Nach 2,5 Stunden waren wir damit fertig und waren bestens informiert über: Frauen & die Arbeitswelt, Musik, Wälder und Forstwirtschaft, die Geschichte ab demm 12. Jahrhundert, das politische System und die Wahlmethode, Erziehung und das Bildungssystem, Medien und Kommunikation, sowie finnische Ethnien und das 'Finnischsein' selbst (Rück- und Abfragen kann in der Kommentar-Sektion erfolgen, ich bin ready). Danach gönnten wir uns - mal wieder - eine Runde Sushi in unserem mittlerweile Stammrestaurant und marschierten dann pünkltichst los zu Prüfung um 18.00 Uhr. Naja, was soll ich sagen, die war dann auch nach 20 Minuten beendet, auch wenn man theoretisch 2 Stunden Zeit hatte dafür. Insgesamt wurden auf 1 (!) Blatt Papier ein paar Kurzantworten verlangt und auf der Rückseite 8 multiple choice Fragen gestellt, die man entweder auf Anhieb wusste oder gar nicht. Für unseren im Endeffekt geringeren Lernaufwand war die Prüfung unverhältnismäßig unglücklich gestaltet, manche Themen wurden überhaupt nicht abgefragt, andere dafür gleich mehrfach und es hatte eher etwas mit Detailwissen anstatt Allgemeinbildung zu tun. Aber das wichtigste ist, dass wir beide alles beantwortet haben und unser Gefühl ist grudnsätzlich sehr positiv! Nächste Woche gibt's die Ergebnisse - I am very gespannt. 

Gestern, also am Donnerstag, bekamen wir viel zu früh Besuch von einem Klemptner, der um ungefähr 8 Uhr an die Tür klopfte und lauthals Moikka! rief, was eine der vielen Möglichkeiten des Hallo-Sagens auf Finnisch ist. Ich war noch nicht mal richtig wach und bin deshalb auch nicht zur Tür gegangen, was den guten Mann dazu veranlasste, 3 Stunden später wieder zu kommen - dieses Mal mit eigenem Schlüssel. Die Heizung in unserer Küche ist nämlich kaputt gewesen und das auch schon von Anfang an. Hat uns nicht weiter gestört, da die Wohnung immer gleich warm ist, aber wir wollten sicher gehen, dass wir unsere Kaution vollständig wieder bekommen würden und deshalb gaben wir bei TOAS, der Immobilienfirma, Bescheid und diese schicken sehr zeitnah dann jemanden vorbei. Zurück zum Klemptner. Da sowohl Marvin, als auch ich selbst still in den Zimmern waren, dachte der Herr wohl, dass er ganz alleine wäre und so nutzte er die Zeit um schätzungsweise 30 Anrufe zu tätigen (ich hab ab Anruf Nummer 6 aufgehört zu zählen), benutzte die Toilette bei geöffneter Tür und voller Lautstärke, verließ die Wohnung ein paar Mal bis er dann nach 1,5 Stunden getaner Arbeit alles zusammen packte und davon fuhr. Die Heizung geht jetzt auf jeden Fall wieder und wir konnten verspätet frühstücken. Um 16.00 Uhr waren wir dann mit den anderen Mädels (Anni, Viivi, Clémence und Mannheims Sophie) zum Pizza essen verabredet. Deshalb waren wir dann auch fast pünktlich bei Koti Pizza und freuten uns auf die finnische Pizza, die wirklich sehr lecker war! Während der gemütlichen und inzwischen sehr gesprächigen Runde kam dann die Grundsatzdiskussion auf, ob Ananas auf Pizza ethisch, moralisch und gesellschaftlich vertretbar ist oder nicht: die Finninen waren die einzigen beiden Stimmen für 'ja', der Rest ist immer noch skeptisch was Obst auf einer Pizza zu suchen hat... 😉

Das bevorstehende Wochenende werden wir nochmal entspannt zuhause verbringen, bevor es dann am Montag um 22.30 Uhr mit dem Bus losgeht in Richtung Norden, wo wir dann eine Woche lang in Levi zwischen Schnee, Rentieren, Santa Clause und bitte bitte bitte Nordlichtern verbringen werden. Danach werden wir nur noch eine allerletzte Woche hier in Tampere sein, eine Prüfung schreiben, uns mit den anderen treffen, Koffer packen, usw. Denn unsere Fähre nach Schweden geht am 9. Dezember und das Auslandssemester ist dann schon wieder vorbei. Hach, wie schnell die Zeit vergeht, aber ich freu mich auch schon total wieder zurück nach Hause zu kommen! ♥️