Von Sonnenstrahlen in Tampere, Türmen mit Seeblick und einem Kometen

23Okt2019

Na wenn das Wetter schon mal sooo schön ist und uns für einen Moment den fast schon winterlichen Herbst vergessen lässt, dann müssen wir ja quasi vor die Tür und ab in einen Park! Da uns am Mittwochmorgen die Nachricht ereilte, dass unsere erste Stunde ausfiel, hatten wir nach dem Frühstück einen ganzen Nachmittag Zeit uns draußen herumzutreiben, bis wir dann um Punkt 17:00 mit ein paar der anderen Austauschstudenten zum wöchentlichen Kaffee trafen bevor es dann für uns alle in die Vorlesung geht. Daher standen wir auch schon bald in einem kleinen Park gegenüber des Hauptplatzes und des Rathauses und genossen die letzten Sonnenstrahlen und die Aussicht. 

Tampere gibt es auch mit SonneFluss und StadtParkidylle am Flussufer

 Das kann man aber noch steigern, dachten wir uns, und saßen nach einer kleinen Beobachtungsrunde in besagtem Park auch schon wieder im Auto auf dem Weg zum Freizeitpark Särkäniemi. Nein, nicht etwa um Achterbahn zu fahren oder uns von den Karussellpferden schwindelig drehen zu lassen - wir wollten höher hinaus, denn man soll ja bekanntlich nach den Sternen greifen und was eignet sich für solch Vorhaben besser als ein Aussichtsturm, der dazu auch noch zu den höchsten Gebäuden in ganz Skandinavien zählt. Richtig, nicht so viel und deshalb ging's für uns im Aufzug nach oben, nach ganz weit oben sogar. Der Ausblick war wirklich der Hammer, man konnte über ganz Tampere blicken und wir stellten zum ersten Mal so richtig fest, wie riesig die Seen denn eigentlich sind. 

Erst von unten......dann auf dem Weg nach oben......und dann von oben.Tampere, du beschauliches StädtchenSeeidyllesieht sogar von oben kalt ausSee soweit das Auge reichtPosen können wir überallich präsentiere erneut: meinen Hinterhof

Diesen wunderbaren Ausblick tauschten wir dann schon bald gegen den einer 45-seitigen PowerPoint-Präsentation rund um den finnischen Wald und die Waldwirtschaft. Richtig, wir saßen pünktlich um 18 Uhr in der Vorlesung und hatten die Ehre einen leidenschaftlichen Waldliebhaber und Dozenten zu lauschen. Die 90 Minuten vergingen etwas zögerlich, denn nach dem 36. Bild von Bäumen und Waldbewohnern ist die Spannungskurve nunmal völlig erschöpft. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, dass 73% von Finnland mit borealem Wald bedeckt sind und es hier das größte Waldvorkommen ganz Europas gibt. Der Dozent veranstaltete dann noch eine Quizrunde, um unser Botankiwissen zu testen und unsere Baumartenkenntnisse zu erweitern. Ich werde dieses neu erworbene Wissen nun auch hier präsentieren: Der finnische Wald besteht aus 48% aus Kiefern, zu 33% aus Fichten, zu 16% aus Birken und 3% stellen andere Baumarten dar, darunter Vogelkirsche, Norgwegischer Ahorn, Haselnuss, Eiche und Espe. Wer sich nun fragt, ob das dann die ganze Zeit so weiterging: JA! Um 20:00 fand das Alles jedoch ein Ende und wir konnten den Hörsaal verlassen. 

Am Freitag stand das Muuminmuseum, das gegenüber von der Uni liegt, auf unserem Programm. Jeden letzten Freitag im Monat öffnet dieses kleine, aber feine Museum die Türen völlig ohne Eintrittspreise und das konnten und wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Schließlich sind wir seit Donnerstagabend wahre Muuminfans und -experten! Anni lud zum Filmeabend, der gleichzeitig auch eine kleine Geburtstagsfeier für Viivi war, weshalb wir mit Brownies und guter Laune am frühen Abend vor Annis Wohnung standen. Den beiden Finninen war es ein Anliegen uns in die Welt der Muumins einzuführen, die für uns bis dato vollkommen unbekannt war. Die Muumins stammen aus einer Kinderbuchreihe der Autorin Tove Jansson und sind weiße nilpferdähnliche Fabelwesen, die gemeinsam mit Trollen, einem Känguruwiesel namens Nupsi, der wilden My und allerlei anderen Fantasiewesen gemeinsam im Muumintal leben und Abenteuer erleben. Also saßen wir versammelt in Annis Wohnzimmer und schauten gemeinsam den Film "Komet im Mumintal" von 1992 an und der war auch wirklich witzig und süß gemacht. Jetzt verstehe ich ein bisschen besser, warum überall, wirklich üüüberall die Muumins abgebildet sind, sei es eine Muuminlimonade, Muuminkaugummis, Muumingeschirr, Muuminkissen, sogar einen Muuminfreizeitpark...Muuminalles einfach. Auf jeden Fall war der Filmeabend also die perfekte Vorbereitung auf unseren Museumsbesuch. Das Muumimuseo ist zwar nicht besonders groß, aber mit extrem viel Liebe zum Detail eingerichtet und aufgebaut, sodass es auf jeden Fall einen Besuch wert ist! Sogar der Komet aus dem Buch/Film ist dort im Museum zu bestaunen. Wie man auf den Fotos vielleicht erkennen kann, besteht der funkelnde Komet aus von der Decke hängenden Kristalle in ungefähr allen Farben dieser Welt. Darüber hinaus gibt es jede Menge Originalzeichnungen, nachgestellte Szenen aus Büchern und diversen Verfilmungen, an animierten Wänden können Kinder ihren Helden hinterherjagen, in den Fernsehecken die Serie oder die neueste Verfilmung anschauen und auch sonst gab es jede Menge Vitrinen und lebensgoße Requisiten und Figuren zu entdecken. Nach einer guten Stunde hatten wir dann die Ausstellungshalle einmal komplett umrundet und sind dann noch einen Kaffee trinken gegangen, haben einem Kostüm- und Halloweengeschäft einen Besuch abgestattet für die Feierlichkeiten nächste Woche und waren noch einkaufen, um die Essensbestände aufzufüllen. 

Der Komet über dem MuumintalMarvin und Clémence und KometOriginal Skizzen von Tove JanssonMarvin auf 1 SteinMuumins im Wandel der ZeitWeisheiten aus einem KinderbuchRiesenbuchKatzen sind liebe Haustiere...eine der nachmodellierten Buchszenen

 ...so endete dann eine Woche voller neuer Impressionen der finnischen Kultur, Wäldereien und Ausblicke. Und was bin ich doch froh, dass ich ab jetzt beim Blick aus dem Fenster auch weiß, welche Bäume im Vorgarten stehen, die nebenbei bemerkt ihr Blätterkleid abgeworfen haben und nun auf den Winter warten.