Auf geht's ins pittoreske Polen

08Aug2019

Und da war er auch schon, der 8. August 2019 und es hieß Reise, Reise, nächster Halt Polen. 

Am späten Vormittag rollte dann auch mein bester Freund Marvolo mit seiner waldbeerenfarbenen A-Klasse namens Allegra auf den Hof und wir konnten unser doch reichliches Gepäck am Ende komplett unterbringen. Voll bis unters Dach konnte die Reise losgehen. Während der Planung unserer Reise entschieden wir uns für Stettin als ersten Zwischenstopp und Ziel unserer ersten kleinen Städterkundungstour aus zwei recht banalen Gründen: 
1. Von unserer Startposition in Landsberg am Lech sind es etwa 800 Kilometer bis nach Stettin und damit ist diese erste Etappe bereits sehr kilometerreich und stellt somit einen großen Schritt in Richtung Finnland dar. (Außerdem kennt man das ja, am Anfang einer längeren Reise mit dem Auto klingen 9 Stunden wesentlich besser als kurz vor dem Ziel mit plattgelaufenen Füßen, Schlafmangel im Gesicht und dem Bedürfnis jetzt doch auch endlich mal anzukommen). 
2. War keiner von uns zuvor in dieser Stadt und somit wollten wir uns die westpolnische Stadt und ihre sehr oft als sehenswert beschriebene Altstadt nicht entgehen lassen. 
Gesagt getan, nach einer stundenlangen Autofahrt erst durch Bayern, dann durch den Osten Deutschlands und einem kleinen Stopp in Leipzig, wo wir ihm Restaurant zum güldenen M speisten, überquerten wir um 21.30 Uhr die deutsche Grenze. Von dort aus ist es nur ein Katzensprung bis nach Stettin selbst und das gemietete Apartment lag so zentral, dass wir es auf Anhieb finden konnten. 
Unser erster, nächtlicher Eindruck unseres Nachbarlandes war überraschend positiv - sehr modern, neue Straßen und auch nur wenige stockbetrunkenen Jogginghosenträger auf den Straßen unterwegs (na gut, es war unter der Woche und auch schon/erst 22:00 Uhr, aber wir waren trotzdem begeistert). 
Nach unserem „Beakfast served to the room“, welches uns von der Rezeptionistin mit Fingernägeln länger als ihre Shorts bei unsere Ankunft angepriesen wurde, wollten wir das schöne Wetter gleich vormittags nutzen, um in die Stadt zu laufen und einfach mal zu gucken, was Stettin so zu bieten hat und was man dort zu sehen bekommt. Nur noch schnell ein Parkticket lösen und dann auf ins Zentrum, welches nur knapp 1,5 Kilometer, sprich ein paar Gehminuten entfernt war. 

Da standen wir beiden Teelichter nun vorm Parkautomaten, ohne Zloty, geschweige denn Münzgeld, das auch in Polen nicht von Bankautomaten ausgeworfen werden kann. Das bedeutete eine kurze Planänderung: Geld abheben, dann kurz über die Straße in Einkaufszentrum springen, dort im Supermarkt ein paar Getränke und Wegzehrung für die spätere Weiterfahrt organisieren und darauf hoffen, möglichst viel Wechselgeld von der Kassiererin zu bekommen, zurück zum Parkautomaten hechten und ein Tickt lösen. Planmäßig hat das auch alles einwandfrei funktioniert. Nur das auch die Augen der polnischen Politesse ebenfalls einwandfrei funktionierten und sie das Auto erspähte und es kurzerhand mit einem kleinen, nett gefalteten Zettelchen unter dem Scheibenwischer verzierte. Naja, glorreich ist anders, aber so gesehen kann man umgerechnet 11 Euro ja auch mal versehentlich verlieren, aus dem Fenster werfen oder 50 Kilo Butter kaufen in Polen und was macht man bitte mit 50 Kilo Butter?! Wie dem auch sei, nach diesem kurzen Intermezzo konnte es dann endlich losgehen mit Sightseeing in der Innenstadt. 

 Szczecin, oder eben Stettin, hat mich wirklich positiv überrascht! Viele historische Bauten, eine ausgeschilderte Sehenswürdigkeit nach der anderen und oben drein ein superschönes Wetter. Zufälligerweise standen wir dann plötzlich auf einem Aussichtspunkt, der ganz offenbar DER Hotspot für Selfies schlechthin war (wir sind jetzt also Teil von 146 verschiedenen Urlaubsfotoalben völlig fremder Menschen, auch schön). Von dort aus sind wir dann über einen kleinen Straßenmarkt gelaufen und zurück in die Altstadt. Meine zwei persönlichen Monument-Highlights waren das Stettiner Schloss, in welches man sogar hineinlaufen konnte und das sehr imposant an einer großen Brücke gelegen ist und somit etwas oberhalb der Stadt ruht und des Weiteren noch die Jakobskathedrale, die wirklich riesig ist und sehr schön gestaltet. Nochmal kurz Google gefragt, was es hier denn noch so schönes zu sehen gibt und dann ging es auch schon direkt weiter durch die Straßen Stettins bis wir dann nach ein paar Stunden zu Fuß den Eindruck hatten, Stettin gesehen zu haben. Zurück am Auto angekommen und im Moment des Einsteigens, taucht aus dem Nichts besagte Politesse oder auch die Jägerin und Ächterin der Falschparker auf und warf mit Argussaugen einen Blick auf unser Ticket, welches in genau dieser Minute verfiel. Mit einem beinah süffisanten Grinsen im Gesicht zückte sie ihren Block und obwohl wir mit Händen und Füßen zu vermitteln versuchten, dass wir doch drauf und dran waren die Parklücke in diesem Moment zu verlassen, schien sie ihren Job doch seeeehr ernst zu nehmen - wir drehten den Schlüssel im Schloss und sind dermaßen schnell rückwärts vom Parkplatz gerollt, dass die werte Dame nicht mal den Hauch einer Chance hatte uns einen wohlgemerkt 2. Strafzettel an einem Tag auszustellen. So, und damit ist diese dramatische Sequenz beendet und es geht weiter im Text. 

Und da waren wir nun auf der Weiterfahrt ins 4 Stunden entfernte Gdansk/Danzig...

FAZIT: 

Stettin als Zwischenstopp zu wählen, war ein guter Plan, da die Stadt wirklich nicht unterschätzt werden darf. Die Menschen dort sind wirklich sehr freundlich, die Innenstadt ist sehr lebendig und schön, die historischen Bauten und Denkmäler sind sehenswert und außerdem erlebt man einen abwechslungsreichen und langen Spaziergang, der den Eindruck von Polen nur positiv verstärken kann.