Zweiter Halt: Ein Träumchen an der polnischen Ostsee

09Aug2019

Zu Beginn der Autofahrt nach Danzig fuhren wir auf einer sehr modernen Autobahn in Richtung Gdansk, wie Danzig ja auf polnisch heißt und folgten dem Weg, bis er ... eben nicht mehr modern war. Ich wünschte, ich könnte erzählen, dass die Straßenverhältnisse die ganze Zeit über wunderbar waren auf dem Weg nach Danzig, aber ich würde zu Pinocchio mutieren. Da die Autobahn zurzeit renoviert wird und zum Teil noch gesperrt ist, vertrauten wir auf das Navi, welches uns durch zwar sehr idyllische Naturlandschaften, Wälder und verschlafene Dörfer lotste, allerdings war diese Aussicht stark an die, nennen wir es feldwegartige, enge Staßen und stark vernachlässigten Landstraßen gebunden. Was uns unterwegs jedoch auffiel, war die Vielzahl an sehr schön gebauten und hervorragend in Stand gehaltenen Kirchen und Marienstatuen in jedem noch so verlassenen Ort und jedem noch so heruntergekommenen Viertel.

Als wir dann nach 7 Stunden endlich in Danzig ankamen, haben wir uns sehr auf das Apartment gefreut, das wir noch am Vorabend in Stettin gebucht hatten. Dort angelangt, war da nur ein hochmodernen Sicherheitstor und ja, da standen wir nun. Laut Beschreibung und E-Mails hätte vor Ort jemand auf uns warten sollen, der uns den Schlüssel gibt und alles zeigt. Dieser jemand kam nur nicht, am Telefon drückte man uns zwei Mal weg, Nachrichten und E-Mails wurden ignoriert und wir wussten auch nicht so recht. Nach einer knappen Stunde Wartezeit entschlossen wir uns dann dazu ein anderes Hotel zu buchen und taten dies auch kurzerhand. Die Villa Angela hatte noch ein Doppelzimmer frei und schon saßen wir wieder im Auto, um 4 Straßen weiter zu fahren. Kurz nachdem wir im Supermarkt gegenüber unser Abendessen wild zusammengestellt hatten, veranstalteten wir eine Art Dinnerparty im Schlafzimmer ganz nach unserem Geschmack. Im Endeffekt war also alles gut, aber geärgert haben wir uns trotzdem über das vorherige Apartment und darüber, dass das Geld frecherweise einfach abgebucht wurde. Zwei Beschwerde-Mails später lagen wir dann auch satt im Bett und konnten sehr gut schlafen.  

 

Ein neuer Morgen, eine neue Stadt. In unserem Fall Danzig. 

 

Ohne großartigen Plan liefen wir direkt in die Innenstadt. Dort gab es gleich zu Beginn einen typischen Markt, wo es jede Menge Pelzwesten, hautfarbene Badesandalen aus Vollplastik, handgemachte Dekorationen und Schmuck, sowie landestypische Speisen (die ich sehr gerne näher beschreiben wollen würde, allerdings keinen blassen Schimmer hatte, was in all den Einweckgläsern eingefüllt war und was das Gebackenen war, das in den Körben lag). Der Markt führte direkt in die Altstadt, die wir, wie es sich für zwei halbprofessionelle Paparazzi gehört, fleißig fotografierten. Und Motive gab es reichlich, denn die Stadt an der Ostsee muss sich absolut nicht verstecken - im Gegenteil! Als hätten wir es so geplant, stolperten wir von den Marktständen in das große Zeughaus, eine der vielen Sehenswürdigkeiten Danzigs, wo derzeit eine öffentlich zugängliche Kunstausstellung stattfand, welche wir uns natürlich nicht entgehen lassen konnten. Zugegebenermaße bin ich definitiv kein Kunstexperte und kann den künstlerischen Anspruch und Ansatz der Ausstellung auch nicht bewerten; nichtsdestotrotz kann ich sagen, dass diese öffentliche Exhibition moderner Kunst absolut seinen Reiz hatte und es auf jeden Fall eine interessante Erfahrung war und wir uns beide so fühlten, als hätten wir eine minutiös geplante Stadttour ausgearbeitet, auf welcher die Kunstausstellung ein integraler Bestandteil und Zwischenstopp war.  

Nach den Selbstporträts, Kübel-an-die-Wand-geworfen-Bilder, Neonfarben, Nachstellungen von Unfallszenen mit großen Vögeln in Autos, nackten Menschen und Absperrband verließen wir das alte und schöne Gebäude und bogen in eine Straße ein, die uns direkt in den Kern der Altstadt von Danzig brachte. Das Stadtbild und die Atmosphäre dort sind wirklich erlebenswert: Straßen mit Pflastersteinen und bunt verzierten Häuserreihen, mittendrin ein paar alte Brunnen, Torbögen, darunter Straßenmusiker und überall Restaurants, Cafés und natürlich Menschen. Danzig hat sich also recht schnell als Highlight auf unserer Reise entpuppt und ich kann es Euch nur empfehlen, sich die Altstadt anzuschauen, wenn man sich zufälligerweise im Norden Polens rumtreibt oder aber gezielt dorthin reist - es lohnt sich ungemein! 

Begeistert wie wir waren, setzten wir uns nach der kleinen Sightseeingtour in einen sehr schön angelegten Park am Rand der Innenstadt und machten uns auf die Online-Suche nach unserem nächsten Nachtlager, welches dieses Mal unbedingt in der Region der Masuren liegen sollte. Man muss an dieser Stelle erwähnen, dass wir an diesem Tag ein klein wenig Pech hatten, da unser zuvor gewähltes Hotel uns darüber informierte, dass sie nun doch kein Zimmer mehr frei hätten und wir doch bitte eine andere Unterkunft suchen mögen - was bereits das 2.Mal vorkam auf unserer bis dato doch sehr überschaubaren Reise durch Polen. Aber so schnell, wie das erste Hotel storniert worden ist, so schnell war auch Ersatz gefunden und es ging auf nach Lomza. Nein, das ist tatsächlich keine bekannte Metropole, aber wieso denn nicht mal eine polnische Kleinstadt...