von Infoveranstaltungen, Stadtrundfahrten und bunten Hosen

24Aug2019

Drei Mal im Bett umgedreht und dann war's doch auch schon wieder Montag und damit unser erster Tag an der Tampere University. Die Uni ist aufgeteilt in den Hervanta Campus, den Kauppi Campus und den City Center Campus, die alle unterschiedlich gestaltet sind, aber allesamt schön strukturiert und modern gehalten sind. 

Wir zwei Pappnasen wandeln die nächsten Monate auf dem City Center Campus und werden dort versuchen Finnisch zu lernen, Englischkurse zu belegen, sowie einenm Kurs über die finnische Kultur und Gesellschaft beiwohnen. Modisch aufzufallen wird hier in der Uni allerdings äußerst schwierig, denn die Konkurrenz schläft nicht! Auch wenn man an dieser Stelle jetzt avantgardistische Fashion und Haute-Couture erwarten würde, muss ich alle Modefüchse enttäuschen. Darf ich vorstellen, der letzte Schrei unter den Studenten sind die bunten Overalls. Die Grundfarbe kann man sich hier nicht aussuchen, sondern wird von der jeweiligen Fakultät bzw. der Studienfachrichtung festgelegt. Rot für Sprachen, Blau für Management usw. Die Farben sind übrigens alles andere als dezent, ich würde sie als alarmrot, knallblau, quietschpink, zitronengelb, neongrün und co bezeichnen. Alles, was der Kategorie Auffallen um jeden Preis entspricht und was der Regenbogen eben so hergibt. Und wäre das nicht schon bunt genug, schmücken jede einzelne Hosen zwischen 20-200 Aufnäher, die man sich hier als finnischer Student verdienen oder kaufen und dann selbstverständlich zur (Mode)Schau stellen darf/will/kann/soll. Die richtig coolen (und damit die Mehrheit) tragen den Overall als Baggypants mit lässig um die Hüfte geknoteten Ärmeln und nicht als Overall. Gewusst wie!

Die erste Prüfung haben wir beide übrigens auch schon erfolgreich hinter uns bringen können! Und zwar einen Englisch-Test, der überprüfen sollte, ob wir denn auch tatsächlich in der Lage sind, diese Sprache anzuwenden. Nach Jahren des Lernens und tatsächlich auch Studierens, gingen wir doch recht zuversichtlich an die Sache ran, allerdings war schnell klar, dass die 8 Seiten es mächtig in sich hatten... Nach 20 Minuten des Erschließens, Ankreuzens und  halbwissentlichen Ratens waren wir froh, dass es rum war und einen Tag später dann noch froher, unter den 20 Leuten zu sein, die diesen Test bestanden haben.

Die Welcome Week war eine schier endlose Reihe an Informationsveranstaltungen über das Leben in Finnland, das Studieren an der Universität, Registrierungsaktionen, Mülltrennung, Reisen, Studentenverbindungen, Auslandsamt-Aufträge, Amtsgängen, das Schaffen der Polizei, rote Ampel-Regelungen, Veranstaltungen und Kennenlernpartys, sowie einer Rede der Uni-Präsidentin, Improvisationstheater-Einlage und Vorstellungsrunde aller Fakultäten. Alles in allem wurden sehr viele Worte gesprochen, wir waren mit der Informationsflut überfordert und froh, dass wir eine seitenlange Broschüre mitbekommen haben, in der nochmal alles aufgegliedert war und die bei uns zur ständigen Abendlektüre wurde. 

Ein paar Tage nachdem wir uns durch den Bürokratie-Dschungel gekämpft haben, hieß es dann: 2 Stunden Bustour durch Tampere! So konnten wir tatsächlich auch mal alle Ecken von Tampere sehen und dank der netten Tourleitung viele interessante Dinge über die Stadt erfahren. Besonders cool war der Aussichtspunkt am höchsten Berg der Stadt, von wo aus man einen super Blick auf den großen See im Norden hatte (siehe Fotos mit den Selfie-Affen). Bis dahin waren wir eigentlich nur im Stadtzentrum und auf dem Campus unterwegs, aber dank der Stadtrundfahrt haben wir noch andere schöne Seiten unserer Wahl-Hometown entdecken können und werden mit ganz großer Sicherheit wieder an einige Stellen kommen und die Stadtviertel unter die Lupe nehmen. Fragt man übrigens die Finnen selbst, was man hier alles unternehmen sollte, wirken sie fast überfordert und wissen auch nicht so recht. Irgendwann murmeln sie dann etwas von Schwimmen im See und danach folgt auch direkt "Lappland ist auch echt schön, vor allem im Winter" oder ein "Warst du schon in Helsinki". Ich bin mir aber ganz sicher, dass Tampere schon ein paar erlebenswerte Dinge zu bieten hat und dessen finnischer Charme auch absolut ausreichend sein wird. Und langweilig wird uns hier sicher nicht, zur Not gibt es ja noch die Möglichkeit unter die Fischer und Pilzesammler zu gehen, aber so weit wird es vermutlich nicht kommen ...