Lost in Translation oder das Leben als Pfadfinder

18Sept2019

Tampere Challenge und Orienteering Game klingt ja erstmal gut und da wir die erste Schnitzeljagd durch Tampere verpasst haben, waren wir ganz gespannt auf den Beginn unserer Pfadfinderkarriere! 

Die Tampere Challenge war im Grunde ein Spiel, bei welchem jedes Team eine Stadtkarte mit markierten Zwischenzielen in die Hände gedrückt bekam und kurz darauf stürzten sich auch alle teilnehmende Gruppen auf die einzelnen Stationen, um dort die verlangten Fragen zu beantworten oder Aufträge zu erfüllen, um Punkte zu sammeln und sich somit einen Platz auf dem Siegertreppchen zu sichern. Unser Team bestand aus Marvolo, Domitille, Alexandre und mir und was soll ich sagen - wir haben nicht gewonnen. Der Gesprächsfluss ist noch in Arbeit - bislang ist es ein wilder Mix aus Französisch und Englisch, Übersetzungs- und Ausspracheversuchen, Ausfragerunden, Sprachvergleichen und Vokabelerklärungen. Da geht die ein oder andere Rückfrage schon mal unter, Alex ist das ein oder andere Mal verwirrt in welcher Sprache, er denn jetzt kommunizierern möchte und Domitille hüllt sich in charmantes, französisches Schweigen und überlässt es dem Rest. Insgesamt kommen wir aber sehr gut miteinander aus und hatten einen sehr unterhaltsamen Tag zusammen. 

Bei flotten 10 Grad um 16:00 Uhr ging's los und so klapperten wir die einzelnen Stationen ab und hatten dabei mehr als nur ein Mal die Gelegenheit unsere schauspielerischen Talente und Improvisationskünste unter Beweis zu stellen und die Punkterichter erblassen zu lassen. Letzteres könnte auch an der Kälte gelegen haben, wie dem auch sei... Auf jeden Fall haben wir uns vor dem Spiel zwar ein, zwei Gedanken gemacht, was uns da so erwarten würde: Fragen rund um das Leben in Tampere, vielleicht eine athletische Einlage oder so, dass wir jedoch ganze Theaterstücke erfinden, einen eigenen Song mit dazu passender Choreografie kreieren und mit Eiern im Mund Quizfragen beantworten sollten, wäre selbst uns Füchsen nicht eingefallen. Obendrein hatten wir noch etwas die Zeit im Nacken, da wir um 18:15 ja ganz brav zur Vorlesung erscheinen wollten. Nachdem wir ungefähr die Hälfte der Stationen besucht hatten, machten wir uns im Stechschritt auf in Richtung Uni, die ungefähr 20 Gehminuten entfernt lag und welche wir um 18:06 Uhr mustergültig pünktlich erreichten. Unser Plan war es nach der dann doch überraschend zähen Lektion zur finnischen Geschichte zum Endpunkt des Orientation Games zu laufen, um dort einen bildschönen Aufnäher zu bekommen, der zugleich Eintrittskarte für die After Show Party war. Nach einem kleinen Imbiss in Hessburger, waren wir dann auch ready for the party und machten uns auf zum Club, in dem auch schon die Ice Breaker Party vor 4 Wochen stattfand. 

Ob Finnen so richtig wissen, wie man Partys feiert oder Stimmung verbreitet, sei an dieser Stelle offen gelassen. 15 Minuten nach unserer Ankunft saßen beinah alle Partygäste auf dem Fußboden und widmeten sich leidenschaftlich der Runde Bingo, die von einem für seine Bingo-Begeisterung viel zu jungen Herren aus der Uni moderiert wurde. Nach dem Bingo stand dann die gepflegte Runde Gespräche - immer noch auf dem Boden sitzend - an und wir standen, Betonung auf standen, immer noch und warteten auf den Beginn der Party. Übrigens stellten wir fest, dass die sitzenden Finnen alle Erstsemester waren und wir offenbar inmitten deren ersten Party standen, Betonungn immer noch auf standen. Auf alle Fälle haben wir den Moment verpasst an dem die gediegene Abendgesellschaft in ein finnisches Rockkonzert umschwänkte, aber auf jeden Fall war dann Stimmung in der Bude. Zwar waren wir alles andere als textsicher, aber zumindest hatten wir Spaß und so klang der Abend dann auch gelungen aus. Ach genau, eine Siegerehrung gab es auch, darauf möchte ich nur nicht näher eingehen. Der Schock sitzt noch zu tief, dass unsere Performances und wirklich virtuosen Einlagen offenabr nicht auf restlose Begeisterung stieß. Der Anruf aus Hollywood blieb bisher auch aus, vielleicht war Finnland noch nicht bereit für unser Talent. đŸ˜‰

P.S. Pfadfinder ist eine Karriere, die ich ab jetzt ausschließe für meinen weiteren beruflichen Werdegang.

 

L'amitié franco-allemande auf ner Erstparty in Finnland...