my sister is better than yours.

10Sept2019

Viele tolle Dinge beginnen mit G. Gänseblümchen, zum Beispiel, oder Glück, Geigenmusik, aber auch Glühwürmchen. Oder halt eben Gloria und damit willkommen zu einer neuen Wochenrevue, dieses Mal in der Hauptrolle: meine kleine Schwester Gloria, die sich zu meiner großen Freude dazu entschlossen hat, an die Woche mit der Familie noch weitere 7 Tage im schönen Finnland dranzuhängen und unser WG-Leben zu bereichern. 

Nachdem wir uns von unseren Eltern und Tante&Onkel verabschiedet haben, weil diese sich nach der schönen Woche hier auf die lange Rückreise ins ferne Bayern machten, ging es für uns auch schon in unser auserkorenes Lieblingsshoppingcenter, den Citymarket, und machten uns erstmal auf die Suche nach Speisen und Getränken unserer Wahl und füllten somit den Kühlschrank und die Schränke für die bevorstehende Woche zu dritt. Am nächsten Tag waren Marvolo und ich ja noch kurz verpflichtet einen unserer drei heißgeliebten Unikurse mit unserer Anwesenheit zu beehren. Drei Blicke aufs Handy und zwei Heftseiten voller Mitschriften später war die Vorlesung auch schon wieder vorbei, wir eilten mit Allegra zurück in unsere Traumwohnung und packten die Badesachen zusammen und die Gloria ein und fuhren gen See. Denn das gute Wetter musste genutzt werden! Unterwegs hielten wir kurz an, um uns mit Picknick-Material auszustatten und eine halbe Stunde später waren wir in der Nähe von Kangasala an einem sehr sehr schönen See. 

Und die Idee diesen sonnigen Tag am See zu verbringen hatten noch eine handvoll weitere Leute, für finnische Verhältnisse quasi eine Massenveranstaltung mit unkontrollierbaren Ausmaßen. Unter den weiteren Gästen sind zwei hervorzuheben: Da wäre zum einen eine Kanutin, die mit ihrer gelben Weste stoisch im Kreis paddelte, dabei laute, gar animalische Schreie ausstieß und mit einem eingefrorenen Killerblick und breitem Grinsen auf ihren Runden jedes Mal erst direkt auf uns zu fuhr, bevor sie dann gekonnt bremste und gerade noch die Kurve bekam, um eben nicht die Sprungturm-Plattform zu rammen, auf welcher wir uns befanden. Nach etwa einer viertel Stunde hatten wir uns an ihr sonderbares Verhalten gewöhnt und wussten, wie man ihrem unauffällig Killerblick auswich... Und dann wurde es noch viel eigenartiger. Denn auf einmal fanden zwei sichtlich angetrunkene Finnen den Weg auf "unseren" Steg und die Dame riss sich völlig ungeniert die Klamotten vom Leib. Also erst das Blüschen und dann die Leggings. Abgesehen davon, dass das Schwimmen in eiskaltem Wasser in Kombination mit Alkohol oder anderen bewusstseinserweiternden Mittelchen vermutlich weniger empfohlen wird, ist auch das Nacktschwimmen und die Totemann-Stellung an der Wasseroberfläche definitv besorgniserregend. Aber wir woll(t)en uns ja nicht einmischen, die spinnen halt, die Finnen. Weitere Anekdoten zu diesen Ereignissen findet ihr auf Marvolos Blog rentierblog19.auslandsblog.de lesen, den ich ohnehin nur wärmstens empfehlen kann. 

Als die Luft, vielmehr das Wasser, dann rein war, wollten auch wir unsere Astralkörper in die eisigen Fluten stürzen und sprangen más o menos elegant und grazil ins Wasser, aber sehr selbst:

2 der selten gesichteten Nixen FinnlandsWenn sich 3 Meter anfühlen, wie der Sprung in die arktische See im tiefsten WinterMarvolo, der Verschollene.Queen of A*schbomben.Noch ein letztes Selfie vor dem Sprung ins uNgeWIssE.Mein Gesichtsausdruck spricht Bände.

 Unsere Gesichtsausdrücke auf den Bildern sind trügerisch, ich sag's gleich, denn das Wasser war zwar vielleicht wärmer als das am Haus, aber wir sprechen hier immer noch von Wasser in Temperaturen, die es bestenfalls im Kühlschrank oder eben im spätherbstlichen Grönland haben sollte. Aber die Jugend von heute ist ja eh verrückt und deshalb sind wir gleich mehrfach vom 3er gesprungen und haben dabei unsere Lungen und Herzen auf ihre Funktionstüchtigkeit getestet und unseren Überlebenswillen und Reflexe ordentlich gechallenged. Spaß beiseite, es war wirklich kalt, aber was tut man nicht alles für Beweisbilder und seinen unbändigen Waschzwang. Die Sonne war zum Glück sehr warm und so konnten wir an Land auch recht schnell wieder auftauen. Alles in allem, war es ein wirklich schöner Tag in finnischer Idylle und voller spezieller Begegnungen. 

Am Mittwoch haben wir ja bekanntlich unseren stressigsten Unitag. 2 ganze Kurse. Es war also ein großer organisatorscher Aufwand all unsere Pläne unter einen Hut zu bekommen und mit dem eng getakteten Stundenplan zu vereinbaren. Aber wir haben es geschafft ;) Während wir in unserer ersten Finnischstunde saßen, wartete die Gloria ganz brav vor der Türe und als wir wieder vereint waren, machten wir uns auf den Weg ins Ratin Shoppingcenter, da wir ja eine vierstündige Freistunde sinnvoll zu nutzen hatten. Und dort waren wir auch sehr erfolgreich auf Shoppingtour! Mit den Tüten in der Hand gingen wir noch was essen und wurden danach auf dem Weg zur Uni vom Regen komplett durchnässt. Im dritten und letzten Kurs der Woche hatten wir ja knapp 2 Stunden lang die Chance wieder zu trocknen und freuten uns sehr darüber, dass meine Schwester uns Gesellschaft leistete und mindestens so irritiert war wie wir von der Vortragsweise des Dozenten. Am Abend gabs dann natürlich noch eine angemessene Dosis Netflix. 

Und man ist kein richtiger Shoppingsuchti, wenn man sich mit einem Tag Shopping zufrieden gibt. Also war Donnerstag die erneute Chance den Kleiderschrank einmal mehr zum Platzen zu bringen. Im Ratina Shoppingcenter war ohnehin das Shopping Festival, also eigentlich das perfekte Event für uns. Dieses Mal parkten wir Allegra in Uninähe und schwangen uns dann auf die E-Scooter, die in Tampere ein echtes Ding sind, und fuhren ins Stadtzentrum. Das war auch wirklich total cool und macht richtig Spaß! Im Shoppingparadies angekommen, ging es für uns nochmal in den H&M, Zara, New Yorker und wie sie nicht alle heißen und wir konnten unser Shoppinggeld gekonnt ausgeben. Ist auch ein Talent. Zumindest rede ich mir das ein. Und dann muss ich ja noch unbedingt von Candy Town berichten, ein Süßigkeitengeschäft, das absolutes Schlaraffenlandpotential hat und an welchem man defintiv nicht einfach achtlos vorbeilaufen kann, denn das kann man wirklich nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Süßigkeitenmachereikunst oder auch Gummibärwesen sind anerkennenswerte und überaus kreative Branchen, die Aufmerksamkeit verdient haben. Mit den mittelriesigen Tüten und zufrieden mit der Ausbeute ging es dann wieder zurück zum Auto und der Shoppingtag fand ein sehr entspanntes Ende, ihr ahnt es, mal wieder den Streamingservices der Welt, Abendessen und natürlich überaus intellekten Gesprächen. 

Donnerstag und Freitag verbrachten wir dann sehr entspannt, mit kleinen Spaziergängen zum lokalen Supermarkt, im Bett oder in der Küche, mal mit Fernseher, mal ohne, mit einem auflodernden Enthusiasmus für Rätselhefte und einer noch viel bedenklicheren Begeisterung für Trash-TV. Am Samstag waren Gloria, Allegra und ich dann sogar noch einer kleiner Cruise-Tour durch Hervanta und unsere Hood, um mal alles ein wenig zu erkunden und Patrouille zu fahren, versteht sich. Als krönenden Abschluss in Tampere hatte Marvolo die grandiose Idee mal den Pizzaboten zu beauftragen unser Abendessen ohne große Eigenleistung auf den Tisch zu zaubern. Die Pizza war gut, die Gespräche noch besser und wir hatten irgendwann eine gewissen Bettschwere erreicht, dass die Lichter auch ausgingen. 

Wenn's am schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören. Mit anderen Worten: Da war es auch schon wieder Sonntag und der Abflug meiner genetisch besseren Hälfte rückte immer näher. Bevor wir sie aber zum Flughafen Helsinki geleiten würden, haben wir uns überlegt noch einen schönen Tag in der Hauptstadt gemeinsam zu verbringen. Frau Holle war zwar nicht so wirklich auf unserer Seite und schickte uns reichlich Regen und Herbstwind, aber mit der Sonne im Herzen sind wir am frühen Nachmittag im Süden der Stadt angekommen und haben dann schnell festgestellt, dass der Zoo auf einer der 3 kleinen Inseln vor Helsinki liegt. Wie eine Weisheit von Herrn Maffay besagt, muss man ja über sieben Brücken gehen und das haben wir dementsprechend auch gemacht, bzw. wir sind mit Allegra über die Brücken gefahren, um dann vor den Pforten des Tierparks zu landen: 

Hier sehen sie die einzigen Besucher des Zoos.

Und ich denke, ich spreche für uns alle drei: Der Zoo ist wat hübsch! Zwar hatten die Tiere auch nicht so wirklich Lust auf Regentänze und sahen es eher weniger ein ihre Behausungen und Höhlen zu verlassen und sich unseren Fotolinsen zu stellen. Nichtdestotrotz sind wir durch den gesamten Tierpark gelaufen, haben in jedes Gehege und jedes Loch neugierig reingeschaut und selbstverständlich alle Tiere einzeln begrüßt. Und wer hätte es gedacht, neben den einheimischen Tierarten, darunter Rentiere, Elche, Braunbären, Wildschweine, Murmeltiere, Hasen, Eulen und andere Greifvögel, ist Helsinki auch die Heimat von Schneeleoparden, Tigern, Löwen, allerhand Affen, viel zu vielen Reptilien für meinen Geschmack, 756 Pfaus (oder Pfauen?, egal, ihr wisst schon), Bisons, Kamelen, Kängurus, Emus, Skorpionen und Einhörnern - gut, das letzte ist frei erfunden, aber die 756 stimmen. Nachdem wir am Ende unseres Ausflug in die Flora und Fauna Finnlands (und weitaus exotischeren Ländern) auch den Papageien und Waschbären "moi moi", zu deutsch "Servus, pfiati und Tschüssikowski" gesagt haben, standen wir schon wieder auf der Brücke in Richtung Festland oder eben Stadtzentrum Helsinkis. 

Karriere als Weißkopfseeadler ist schon mal safe.Beunruhigende Holzfigur."Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst." - Prometheus (Goethe)Richtiger Fuchs unter den Dachsen.

Du bist nicht du, wenn du hungrig bist - und daher hatten wir eine mittelhelle Erleuchtung und fuhren auf direktem Weg zum wirklich gigantischen JUMBO Shoppingcenter, um meiner Schwester noch ein letztes Mal die kulinarischen Highlights der finnischen Küche zu demonstrieren. Kurzum, der Burger King war schnell gefunden und die Bestellung Nr. 07 auch in wenigen Minuten servierfertig. Lecker war's und dann ging es auch schon zum Flughafen Helsinki-Vaasa. Wir beiden Wahlfinnen haben meine Schwester dann buchstäblich bis zur Sicherheitskontrolle gebracht und konnten nochmal zum Abschied winken. Eine glorreiche Woche ging viel zu schnell vorbei und ich vermiss dich jetzt schon, aber ich bin sooo froh, dass du meine Schwester bist und noch eine Woche länger hier geblieben bist und die Zeit hier im Norden noch schöner gemacht hast! 

Partnerlook vs. Flusslandschaft

Mein allerliebstes Schwesterherz, ma luv, I say gracias for staying one more week with me ♥ See ya in December!