Zwischen Luchsen auf dem Eis und Schuhen im Wasser

20Sept2019

Andere Länder, andere Sportarten. 

Ganz im Sinne unserer Versuche der kulturellen Anpassung und der Finnischwerdung, ging es für uns am Freitagabend mit der Gruppe Austauschstudenten und den beiden Tutorinnen ins Eisstadion in Tampere um das Eishockey Match Ilves vs. Kärpät anzuschauen. Ilves heißt auf Finnsich übrigens Luchs und damit wäre auch das Wappen und Maskottchen des Teams schnell erklärt. Leider unterlag das Home-Team, also die Luchse, am Ende dann 1:3 gegen die Tabellen-Zweiten. Das gerade erst aufblühende Fanherz musste also schon die erste Niederlage einstecken.

Das war auch mein erstes Eishockey-Spiel überhaupt und dementsprechend hatte und habe ich keinen Überblick über die Regeln dieses schockierend gewaltsamen Sports und war des Öfteren irritiert, ab wann nun von besonderer körperlicher Härte, sprich Foul, die Rede ist und was als völlig in Ordnung durch geht. Sah alles nach Schmerzen aus für mich, aber die Jungs sind absolut hart im Nehmen, das steht fest. In den Pausen berichteten mir Alex und Domitille von ihrem Zooerlebnis in Helsinki, von welchem ich hier ja bereits geschwärmt habe, der andere Deutsche hüllte sich in Schweigen und saß ganz am Rand mit seinem Handy in der Hand und Clémence war offensichtlich ins Gespräch mit den beiden finnischen Mädels vertieft. 3 Pausen, 5 zerbrochenen Eishockeyschlägern, 4 Toren und gefühöt 45 Fouls später ging es nach diesem kleinen Highlight dann zurück in die warmen Wohnungen, auf dem Weg brachten wir noch Anni, Viivi und Clémence nach Hause, Allegra ist nunmal auch ein tolles Gefährt, mit dem jeder das Vergnügen haben möchte.

 

Nachdem wir uns dann am nächsten Morgen-Vormittag, man bezeichne es, wie man wolle, aus den Jogginghosen geschält haben, war Shopping angesagt. Keine Sorge, nicht schon wieder Klamotten, sondern ganz normales Einkaufen in einem Supermarkt, denn: die Vorräte waren verbraucht, der Magen leer, die Augen groß und der Geldbeutel schon bald um einiges leichter oder leerer. Da das Wetter so schön war, schlug der ideenreiche Marvolo vor, dass wir doch auch an einen See fahren könnten - es gibt hier ja ein paar - wenn wir uns doch schon mal für die Öffentlichkeit präsentierbar herausgeputzt hätten. Gesagt, getan. Kurze Zeit später standen wir am Ufer des Kaukajärvi. Obwohl der Blick auch wirklich schön war und der See überraschend einladend wirkte, hinderten uns die frisch und knackigen 6 Grad daran ins Wasser zu springen und so mussten eben die Schuhe hinhalten. Im Gegensatz zu den hartgesottenen Finnen, die vom Steg aus immer wieder in den See hüpften und sommerliche Impressionen darboten. Direkt am Steg war allerdings eine öffentliche Sauna und bei 90 Grad kommen 6 Grad natürlich wie gerufen... Nach einem kurzen Geplansche unsererseits, saßen wir noch eine Weile am Steg und unterhielten uns über alles Mögliche (so wie immer eben). Auf jeden Fall, bin ich sehr froh, dass der Marvolo und ich das hier gemeinsam machen und wir Finnland gemeinsam unsicher machen können. An dieser Stelle: Gracias, kiitos and hauska tutustua, lobito favorito!

 

Wer sich hier bereits gefragt hat, wie denn die finnische Wetterlage Ende September so ist, dem liefere ich nun die Antwort: Wir erfreuen uns gerade an den 6-10 Grad, erquicken uns an den stürmischen Regenschauern zwischendurch, schauen den Bäumen beim Blattfarbenwechseln zu und klappern klangvoll mit den Zähnen. Spaß beiseite, es ist ja nun auch schon Ende September und damit auch ganz offiziell Herbst im hohen Norden: Uns dürfen also die kleinen Zehen einfrieren und der Wind durch die ondulierten Haare wehen. Aber lieber Winter, falls du das hier liest, bitte komm noch nicht in 3-4 Wochen vorbei, sondern lass dir noch etwas Zeit!

Und damit Moi moi (oh ja, richtig gesehen, neue finnische Vokabel: Tschüß zu deutsch) und bis zum nächsten Mal!